in Sachen Apfel Versuchsstation für Obstbau setzt auf Praxisnähe. Von Silvia Schmid Lindau Aspirin vertreibt das Kopfweh, egal ob die Tablette in der Antarktis oder am Bodensee eingenommen wird. 'Beim Pflanzenschutz hingegen spielt das Klima eine große Rolle', erklärt Ute Renner, die Versuchsleiterin der sieben Hektar großen Versuchsstation für Obstbau in Schlachters. Die ehemalige Anstalt für 'Lehr- und Versuchswirtschaft' war vor kurzem vom Landkreis Lindau an den Freistaat als Betreiber abgegeben worden (wir berichteten).
Ein Mittel, das gegen den 'Apfelwickler' (der für den 'Wurm' im Apfel verantwortlich ist), kann in Südtirol erfolgreich sein, am Bodensee aber keinerlei Wirkung zeigen. 'Genauso ist es mit neuen Züchtungen. Auch da sollte überprüft werden, ob sie für die klimatischen Bedingungen überhaupt geeignet sind', warnt Ute Renner. Dass es für den einzelnen Obstbauern zu riskant ist, Pflanzenschutzmittel oder neue Sorten im Eigenversuch zu testen und so ganze Ernten aufs Spiel zu setzen, liege auf der Hand. Bereits vor 100 Jahren wurde deshalb die 'Obstbauschule Schlachters' eingerichtet. 'Bedeutend waren vor allem die Versuche mit verschiedenen Hagelnetzen, die Apfelwickler- und Schorfbekämpfung sowie Maßnahmen gegen Feuerbrand', schildert Udo Brehm, Betriebsleiter in Schlachters.
Auch nachdem die Versuchsstation nun durch den Freistaat an die Fachhochschule Weihenstephan angegliedert wurde, stehe die Praxis im Mittelpunkt: 'Hier im wichtigsten Obstbaugebiet Bayerns soll nicht hochwissenschaftlich geforscht, sondern sollen schnell umsetzbare Lösungen gefunden werden', betont Professor Erhard Schürmer, der wissenschaftliche Leiter. Bei der Auswahl der Versuche haben deshalb die Obstbauern im Beirat ein wichtiges Wörtchen mitzureden.
Leicht nachvollziehbar sind die 'Analysemethoden', mit denen die Versuche ausgewertet werden, denn in geheimnisvollen Labors wird in Schlachters nicht geköchelt. Ute Renner kommt in erster Linie durch genaue Beobachtung, durch Zählen der in die Falle gegangenen Schädlinge und durch Wiegen, Messen und Beurteilen der Erträge der einzelnen Bäume zu Ergebnissen. Wird eine Laboranalyse notwendig, bekommt Weihenstephan den Auftrag. Alle erfassten Daten werden im Computer ausgewertet und an die Obstbauern weitergegeben.
Die können auch in die Versuchsstation kommen und sich selbst ein Urteil über die Versuchsreihen bilden. Bis endgültige Ergebnisse auf den Tisch kommen, ist aber Geduld nötig, vier bis fünf Jahr müssen einkalkuliert werden. 'Ich kann ja nicht einfach, wie bei Salatköpfen, schnell neue Bäume pflanzen, wenn etwas schief läuft', so Ute Renner.