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Kempten wird verschrottet

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Kempten wird verschrottet

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    Veteran der Bodenseeflotte droht der Schneidbrenner ­ Schiffs-Asyl an der Iller?Von Markus Raffler Kempten/Konstanz 'Kemptens' letztes Stündlein hat geschlagen: Nur noch wenige Wochen, dann wird der Bodensee-Dampfer mit dem leuchtendroten Namenszug der Allgäu-Metropole verschrottet. 'Es sei denn, es findet sich in letzter Minute ein Interessent für das Schiff', erläutert Ulrike Alewell von den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB), der Eigentümerin der 'Kempten'. Wer den verrosteten Veteran vor dem Schneidbrenner retten will, muss freilich gut bei Kasse sein: Rund zwei Millionen kostet die 'Trockensanierung'. Soll der 47-Meter-Riese runderneuert ins Wasser zurück, sind sechs Millionen fällig.

    Stolze 60 Jahre lang stampfte die 1931 in Dienst gestellte 'Kempten' übers schwäbische Meer. Weil die Betriebsgenehmigung auslief, ging der Veteran Anfang der 90er Jahre im Konstanzer Hafen vor Anker: als Restaurant und Diskodampfer. Bereits drei Jahre später machte das Schiff abermals die Schotten dicht. Seitdem wurde mehrfach versucht, dem alten Eisen neues Leben einzuhauchen ­ vergeblich. Nun steuert der einstige Vorzeige-Dampfer schnurstracks auf den Schneidbrenner zu. 'Wir werden die Kempten zur Demontage in eine Weft bei Bregenz schleppen', kündigt Alewell an. Das sei zwar bedauerlich, ließe sich aber mangels Alternativen kaum verhindern.

    Der Gedanke an einen tranchierten Dampfer will Stadtarchäologe Dr. Gerhard Weber allerdings gar nicht schmecken. 'Die Idee ist vielleicht verrückt, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass die Kempten im Bereich der Spinnerei und Weberei einen Platz findet', denkt er laut nach ­ Voraussetzung für das 'Schiffsasyl' sei aber ein schlüssiges Konzept im Rahmen der Neugestaltung und späteren Nutzung des Fabrikgeländes. Und man bräuchte Investoren, die das 'verfremdende und zugleich passende Element' an die Iller lotsten. Konkret könnte er sich in dem Dampfer Gastronomie oder Tagungsräume vorstellen.

    Eine Idee, gegen die Kulturreferent Hans Grob im Grundsatz nichts einzuwenden hätte. Dass die Stadt ihren rostigen Namensvetter selbst an Land zieht, sei jedoch angesichts der Sanierungskosten nicht vorstellbar. 'Da müsste einem das Geld schon aus den Ohren kommen', verweist er auf überfällige Projekte, die Vorrang besäßen. 'Die Verschrottung ist natürlich schade', bedauert Edgar Rölz, Leiter des OB-Büros, den Verlust des Werbeträgers. Sogar die Marinekameradschaft Kempten habe sich schon um die Rettung des Schiffes bemüht, berichtet er ­ ohne Erfolg. Ein Trost freilich bliebe der Stadt: 'Es gibt ja auch noch einen Lufthansa-Jumbo namens Kempten.'Die 'Kempten', ein Veteran unter den deutschen Bodensee-Schiffen, steuert schnurstracks auf den Schneidbrenner zu. In der Allgäu-Metropole gibt es inzwischen Vorschläge, den Dampfer vor dem Verschrotten zu bewahren und stattdessen an die Iller zu lotsen. Foto: Regine Klett

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