Stellen die Zahnärzte demnächst ihre Leistungen den Patienten in Rechnung? Oder werden Menschen mit Zahnschmerzen nach Hause geschickt? Diese Befürchtung werden von den aktuellen Auseinandersetzungen zwischen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayern (KZVB) und der AOK geschürt (wir berichteten). Die beiden Sprecher der Zahnärzte im Landkreis Lindau geben jedoch Entwarnung. Doch auch sie räumen ein, grundsätzlich müsse man übers Geld reden.
"Ist eine Behandlung notwendig, wird sie auch durchgeführt und ganz normal abgerechnet", stellt Dr. Hubert Emil Kapahnke klar, Zahnarzt in Grünenbach und stellvertretender Obmann der Zahnärzte im Landkreis. Dem stimmt auch sein Kollege Dr. Arnulf von Laun, Zahnarzt in Lindau und Obmann der Zahnärzte im Landkreis, zu: "Die Notfall- und Schmerzversorgung ist gesichert", sagt er und betont: "Das ist unsere ureigenste Aufgabe."
Für die Zahnärzte sollen bis Ende des Jahres laut KZVB sogenannte Puffertage gelten. Das bedeutet, dass die KZVB ihren Mitgliedern nur ein Drittel ihres Honorars garantiert. Diese Puffertage sind für die Ärzte auch im Landkreis nichts Neues, allerdings gab es sie noch nie in diesem Ausmaß. "Das habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt", sagt von Laun. Bisher habe es mal ein oder zwei Puffertage gegeben, einmal fünf.
Für ihn heißt das, Behandlungen, die nicht zwingend notwendig sind, verschiebe er auf das nächste Jahr.
Dass Ärzte den Patienten zur Kasse bitten, anstatt die Leistungen mit der Krankenkasse abzurechnen, glauben von Laun und Kapahnke nicht. "Es gibt gesetzliche Vorgaben, was privat abgerechnet wird und was nicht", sagt der Grünenbacher Zahnarzt und sein Kollege aus Lindau fügt hinzu: "Nur auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten können wir eine Kostenerstattungs-Rechnung ausstellen." Diese könne der Patient seiner Kasse mit der Bitte auf Kostenübernahme vorlegen.
Private Rechnungen dagegen können Zahnärzte bei Behandlung auf Wunsch stellen. "Wenn ein Patient seine Füllungen nicht mehr schön findet, sie aber noch in Ordnung sind, können für die Behandlung die Leistungen privat ausgehandelt und bezahlt werden", sagt Kapahnke.
Wichtig ist ihm vor allem das Gespräch mit den Patienten. "Auch wenn der Patient vielleicht nicht alle Fachausdrücke versteht, begegne ich ihm auf Augenhöhe", ist er überzeugt. Trotz allem hat er Verständnis für die Diskussionen. "Ich muss wissen was ich für meine Leistungen bekomme, ich muss meine Praxis betriebswirtschaftlich führen", sagt Kapahnke. Er habe regelmäßig bestimmte Ausgaben, wie die Miete oder die Löhne seiner Angestellten. Bei den Zahnärzten im Kreis herrsche absolutes Unverständnis, so von Laun. "Das ist eine Bankrotterklärung der AOK", sagt der Arzt.
Demnächst wollen sich die Zahnärzte im Landkreis treffen, ein genauer Termin steht noch nicht fest. "Dort werden wir besprechen, wie wir mit dem Ganzen weiter umgehen", sagt von Laun.