Marktoberdorf/Ostallgäu | dec | Schwarze Fingerkuppen sind nicht das neue Indiz dafür, dass jemand einen Reisepass beantragt hat. Wer den sogenannten ePass der zweiten Generation haben will, muss zwar Fingerabdrücke hinterlassen. Diese werden jedoch nicht wie im Film mittels schwarzer Farbe genommen, sondern elektronisch eingescannt.
Acht Finger möglich
'Erst ist der rechte, dann der linke Zeigefinger dran', beschreibt Gabi Münsch vom Einwohnermeldeamt in Marktoberdorf den Ablauf. Drei Aufnahmen werden pro Zeigefinger gemacht. Die beste wird auf dem Chip im Pass gespeichert. Falls jemand zum Beispiel aufgrund von Unfallfolgen keine Zeigefinger hat, kann jeder weitere Finger gescannt werden, 'bis auf den Kleinen, der ist zu schwer zu erfassen', sagt Gabi Münsch. Kann keiner der acht möglichen Finger gescannt werden, wird ein Reisepass ohne Fingerabdruck ausgestellt. Wer zum Beispiel am Finger verletzt ist, sollte seinen Passantrag erst stellen, wenn die Wunde verheilt ist. In dringenden Fällen kann ein vorläufiger Reisepass ausgestellt werden.
Eingeführt wurden die neuen ePässe zum 1. November (unsere Zeitung berichtete). Bereits auf der ersten Generation wurden über das Passbild biometrische Daten des Gesichts gespeichert. Jetzt kommt der Fingerabdruck dazu. Damit soll zum einen den strengen Einreisevorgaben der USA entsprochen werden. Zum anderen ist der Chip eine weitere Hürde für Fälscher. Und - ganz wichtig: Die Daten können maschinell geprüft werden. Damit ist eindeutig erkennbar, ob Pass und Person zusammengehören. Ein solches Lesegerät steht auch beim Einwohnermeldeamt in Marktoberdorf. Dort können Antragsteller prüfen, was auf dem Chip ihres Passes gespeichert ist.
Die Fingerabdrücke sind dort sicher verewigt - aber auch nur dort: Einige haben laut Gabi Münsch Angst davor, was mit ihren Daten alles angestellt werden könnte. 'Aber der Fingerabdruck wird aus dem Computer gelöscht, sobald der Pass fertig ist', versichert sie.
Abgesehen von dieser Furcht, reagierten die meisten Antragsteller neugierig auf den Fingerabdruckscanner. 'Die Resonanz war bisher positiv', sagt Münsch. Die meisten hätten sogar extra bis zum 1. November gewartet, um sich einen neuen Pass zu holen. Deshalb habe an den ersten Tagen großer Andrang geherrscht. Nur ein paar Bürger hätten ihren Pass noch vor dem Stichtag beantragt, um keine Fingerabdrücke abgeben zu müssen. Bereits ausgegebene Pässe nämlich behalten ihre vorgesehene Gültigkeit und werden nicht mit dem Fingerabdruck 'nachgerüstet'.
Wann die ersten neuen ePässe abgeholt werden können, kann Gabi Münsch nicht sagen. 'Wir haben jetzt erst die ersten Bestellungen verschickt und noch keine Erfahrung, wie lange die Ausstellung dauert', sagt sie.
Gültigkeit verlängert
Verlängert hat sich definitiv die Gültigkeit von Reisepass und auch Personalausweis für unter 24-Jährige auf sechs Jahre. Zuvor galt die Regelung für unter 26-Jährige und eine Laufzeit von fünf Jahren. Für über 24-Jährige bleibt die Gültigkeitsdauer bis zehn Jahren. Kinderreisepässe werden künftig nur noch bis zum 12. Lebensjahr und ebenfalls auf sechs Jahre ausgestellt. Die Eintragung von Kindern in den Reisepass der Eltern entfällt komplett.