Egg a. d. Günz (br). - Notfalls werde er 'dem Herrn Stoiber einen Brief schreiben'. Zumindest seinen Protest will Martin den Hollander damit dokumentieren. Seinen Protest gegen die von der Staatlichen Lotterieverwaltung in Bayern verfügte Schließung der Toto-Lotto-Annahmestelle in seinem 'Minimarkt' in Egg a. d. Günz. Heute können im 'Frischmarkt Hollander' letztmals Tippzettel ausgefüllt und Lottoscheine angekreuzt werden. Dann ist Schluss. Sehr zum Unmut von Martin den Hollander. Der 65-jährige gebürtige Niederländer, der seit 1983 in Egg einen Lebensmittelmarkt betreibt, sieht seine Lottostelle neben der Post-Agentur und der Reinigungsannahme als Standbein für das weitere Überleben des Marktes, den Hollander seinerzeit mit Ehefrau Sophie in einem früheren Kuhstall eingerichtet hat.
'Geringster Umsatz in Bayern'Hollander sieht sich als Teil des Mittelstandes, den der Freistaat stets zu fördern vorgebe. Er verweist auf das Beispiel der Post AG, die in Egg zunächst geschlossen, diese Entscheidung aber wieder rückgängig gemacht habe 'und jetzt bei mir wieder mit guten Ergebnissen im Geschäft ist'. Auch sei - so hat es Hollander in einem Schreiben an die Lotterieverwaltung in München festgehalten - der Umsatz in seinem Laden 'in den letzten Wochen wieder im Steigen'. Just die Umsatzzahlen aber sind es, die von der Lotterieverwaltung in Bayern als ausschlaggebener Grund für die Schließung der Stelle in Egg angegeben wird. Die Annahmestelle, heißt es aus München, arbeite 'bei einem durchschnittlichen Wochenumsatz von rund 271 Euro 'wirtschaftlich unrentabel'. Martin Roth als zuständiger Mann für Vertriebsplanung und Steuerung bei der Lotteriverwaltung in Bayern betont sogar, dass die Annahmestelle in Egg jene 'mit dem geringsten Umsatz in Bayern' sei. Weil die Lotterieverwaltung derzeit bayernweit ihre Stellen mit neuen Terminals ausstatte (von denen eines rund 7000 Euro kostet), habe man sich nach einer Kosten-Nutzen-Analyse entschieden, zum Jahresende rund 80 Annahmestellen zu schließen. Zitat Das Sparprogramm nacht überall irgendwelche Einschnitte nötig } Herbert Rieck, Lotto-Bezirksstelle Kempten Darunter auch jene in Egg, die bislang als 'Lotto- und Toto-Annahmestelle 70 137' firmierte. Damit bleiben im westlichen Landkreis noch sieben Stellen übrig (siehe Grafik). 'Nächste Woche Dienstag kommen sie, um bei mir die Geräte abzuholen', sagt Hollander und verweist auf '150 Lottospieler pro Woche', die künftig nicht mehr in seinem Laden ihre Kreuzchen machen können. Wie 'Tante Emma' sieht Den Hollander nicht aus: Das graue Haar zum Pferdeschwanz gebunden, erzählt er lebhaft, erinnert an seine frühere Tätigkeit im Lebensmittelsektor. Sämtliche einschlägige holländische Diplome habe er in der Tasche, später habe er große Märkte betreut ('ich war bei Edeka in Senden und bei eza in Stuttgart'). Heute startet Hollander ('ich weiß, was Rentabilität bedeutet') bei der Kundschaft eine Unterschriften-Sammlung gegen die Schließung der Lotto-Stelle.