Von Thomas Wunder, Hofen 'Ich fahre als Oldie besser als früher, weil ich jetzt dafür lebe und arbeite', sagt Franz Greisel aus Hofen bei Stötten. Während der Rennmonate stemmt der Speedwayfahrer jeden zweiten Tag Gewichte oder geht zum Laufen. Mit Erfolg: In diesem Jahr gewann er zum fünften Mal die deutsche Senioren-Meisterschaft in der kombinierten Speedway- und Langbahn-Serie und wurde Zweiter der Veteran Longtrack Euroserie. Der 62-Jährige hat sogar einen eigenen Fanclub. Die Oldie-Freunde Steinbach um Wilhelm Linder fiebern bei den Rennen mit. So oft es geht ist Linder bei Speedway, Lang- und Grasbahnrennen von Franz Greisel dabei. Seine ganze Familie - vom Opa bis zum Enkel - ist im Fanclub. Vor gut zwei Jahren ist er auf Greisel aufmerksam geworden. Beim Skikjöring in Steinbach kamen die beiden in Kontakt. Seitdem ist Linder Fan. Seine Familie und sieben weitere Motorsport-Begeisterte aus Steinbach sind bei den Oldie-Freunden dabei. 'Wenn es geht, fahre ich zu jedem Rennen', sagt der 66-Jährige. Das ist aber relativ schwer. Denn Greisel ist in ganz Europa unterwegs. Für Rennen in Norwegen plant der Speedwayfahrer eine ganze Woche ein. 17 Rennen in der Klasse über 50 Jahre hat er in diesem Jahr bestritten. 'Es ist nicht so, dass sich da ein paar Opas auf Motorräder setzen und Runden drehen', sagt er vehement. Nein, die Fahrer aus ganz Europa sind mit einer großen Portion Ehrgeiz bei der Sache. 'Auf der Rennbahn gibt es keine Geschenke', macht Greisel deutlich. 'Da werden schon mal die Ellbogen ausgefahren', weiß Linder. Um bei den Rennen bestehen zu können, trainiert Greisel fleißig. Kraft und Kondition seien entscheidend. Die holt sich der ehemalige Automechaniker auch beim Bankdrücken. Eine Disziplin, in der er schon schwäbischer Meister seiner Klasse geworden ist und den schwäbischen Rekord hält. Beim Bankdrücken trainiert er sich nicht nur Kraft für die Arme, sondern auch für die Beine an. 'Beim Speedway ist ein stabiler Fuß ganz wichtig', erklärt der 62-Jährige. 'Ich flieg nicht um wie ein Sack', meint er. 'Und wenn er umfällt, dann steht er gleich wieder auf', lobt ihn Linder anerkennend. Durch seine Fitness könne er seine technischen Defizite ausgleichen, sagt Greisel. Schließlich hat er erst vor fünf Jahren mit den Sandbahnrennen begonnen. Seine eigentliche Heimat ist die Grasbahn. Mit 24 Jahren fuhr er sein erstes Rennen. Im Jahr 1968 hat er ein Grasbahnrennen in Marktoberdorf gewonnen. Der Siegerring in der Werkstatt von Franz Greisel erinnert noch daran. Früher, sind sich Linder und Greisel einig, hatte der Motorsport einen anderen Stellenwert in der Region. Rennen in Marktoberdorf oder Lengenwang hätten hunderte Zuschauer besucht. Von vergangenen Zeiten zeugen nicht nur die vielen Siegerringe, Pokale, Urkunden und Fotos in der Werkstatt, sondern auch die zahlreichen Motorräder von Franz Greisel. 'Die sind alle 35 Jahre alt', betont er stolz. Das sieht man den Maschinen aber nicht an. Erst im vergangenen Winter hat sie Greisel zerlegt und wieder zusammengebaut. 'Mein Hobby ist die absolute Rentner-Beschäftigung', sagt er schmunzelnd.
Der Goldhelm das große Ziel Angst vor Verletzungen hat Greisel nicht: 'Ich fahr immer so schnell ich kann.' Über seine Grenzen hinaus gehe er nicht, denn ein Sturz könne schwere Folgen haben. Seinen ärgsten Konkurrenten in diesem Jahr, den Ruhpoldinger Hans Griebl, erwischte es in Pfarrkirchen. 'Der kommt jetzt noch ganz schief daher', erzählt Greisel. Und wie lang will der Speedway-Oldie aus Hofen noch fahren? 'Bis er den Goldhelm holt', sagt seine Lebensgefährtin Erna Baumgartner, die ihn bei jedem Rennen begleitet. Sie ist Greisels 'Schmier-Maxe', sein Mädchen für alles. Der Goldhelm ist eine begehrte Trophäe und wird in nur einem Rennen ausgefahren. Um sich seinen lang gehegten Wunsch zu erfüllen, beginnt Greisel ab Dezember wieder mit dem Training.