Markus Streil aus Obergünzburg macht aus seinem Hobby inzwischen einen Beruf Von Andreas Filke Obergünzburg Schon in biblischen Zeiten galt die Schlange als Unheilsbringer. Auch die Mythologie ist voll von Berichten, die nicht gerade dazu verleiten, mit derartigen Wesen auf Tuchfühlung zu gehen. Ganz anders Markus Streil. Als Kind erhielt er ein Terrarium mit Echsen, inzwischen machte der Obergünzburger aus seinem Hobby einen Beruf. Er handelt mit derartigen Exoten. Sein Geschäft in der Poststraße entwickelte sich zudem zu einem Treffpunkt von Reptilien-Liebhabern. Wer zu Streil kommt, muss gerade jetzt im Sommer damit rechnen, dass einer seiner Bekannten mit einer Schlange um den Hals am Kaffeetisch im Garten sitzt. Dort tummeln sich auch zwei Schildkröten und gleich nebenan in einem Gehege Hühner. Alle vonein-ander getrennt und alle ungiftig. Genau wie die Schlangen. Die Ausnahme bilden ein paar Vogelspinnen und kleine Skorpione. Aber deren Biss und die Wirkung sei wie der Stich einer Biene, versucht Streil zu beruhigen. Mit all diesen Tieren erfüllte sich der Obergünzburger einen persönlichen Traum. Nach seiner Ausbildung zum Fischmeister in einer Forellenzucht stand er vor der Wahl: Eigene Fischzucht? 'Zu teuer.' Fachmann für die Terrarien-Anlage in der Stuttgarter Wilhelma? 'Zu weit weg.' Da blieb ihm nur eins: Sich selbstständig machen. Zuvor musste er einen Sachkunde-Nachweis erbringen, für die er auf die Tierarten geprüft wurde, die er verkaufen will. Nun darf er sich staatliche geprüfter Reptilienhändler nennen.
Nachzucht statt Wildimport Was er an den Mann und immer häufiger auch an die Frau bringt seien ausschließlich Nachzuchten, betont Streil. Entweder züchtet er selbst, wie zum Beispiel Korn- und Strumpfbandnattern, oder er bekommt die Tiere von einem befreundeten Züchter, so von Alexander Bonneau. Der war sogar für einige Wochen in Costa Rica auf einer Schlangenfarm, um sein Wissen zu vertiefen. Ziel der Betreiber der Anlage sei, auf diese Weise den Raub von Tieren aus der Wildnis zu verhindern. Denn Nachzuchten seien wegen ihres günstigeren Preises für Interessierte attraktiver. Hinzu komme, dass Nachzuchten aus der hiesigen Region an das Klima besser gewöhnt und dadurch weniger empfindlich seien. Und noch einen Vorteil sieht Bonneau: Weil die Schlangen meist mit 'sauberen', toten Labormäusen gefüttert werden, sei der Jagdtrieb auch nicht so stark ausgeprägt. 'Ich hatte Schlagen, die jeden Sonntagabend um 6 Uhr gefüttert wurden. Nach einiger Zeit haben sie schon in der Ecke gewartet.'
Mäuse neben Sonntagsbraten Dass an Schlangen und Echsen nichts schönes zu finden sei, lassen Streil und Bonneau nicht gelten und verweisen auf die Terrarien im ersten Stockwerk des Wohnhauses. Dort präsentieren sich die Bewohner in all ihrer Farbenpracht. Neue, besondere Farbkombinationen zu züchten, mache das Hobby so reizvoll, sagen sie. Dafür nehmen sie gern in Kauf, dass das Futter für die Schlangen sprich der Mäusevorrat im Gefrierschrank fast neben dem Sonntagsbraten liegt. Damit Schlangen und ihre Terrarien-Nachbarn nicht auch derart schnell das Zeitliche segnen, gilt für Streil als oberstes Gebot: 'Die Leute müssen sich erst informieren, bevor sie ein Tier kaufen.' Dass es vielfach noch umgekehrt ist, weiß er durch Gespräche mit potentiellen Kunden. Denn nicht jeder ist glücklich, wenn aus einem zuerst 'kleinen, niedlichen' Grünen Leguan ein Prachtexemplar von knapp zwei Meter Größe wird. Streil ist es aber und will sich deshalb von seinem Leguan nicht mehr trennen.