Er ist "kein Typ, der fromme Worthülsen von sich gibt", wie er selber sagt. Für Rudolf Skutnik aus Simmerberg ist "das Zuhören manchmal viel wichtiger". Freiwillig hilft der Pfarrer im Ruhestand Pfarrer Rudolf Sinz bei der Betreuung der Pfarreien Weiler, Simmerberg, Ellhofen und Oberreute. Er gestaltet Gottesdienste, tauft, verheiratet, beerdigt oder bereitet auf die Kommunion vor. "Ich mache es gern, aber ich möchte meinen Freiraum haben, und wenn ich will, kann ich nein sagen." Am morgigen Sonntag feiert der 74-Jährige sein goldenes Priesterjubiläum.
In 50 Jahren als Geistlicher ist Skutnik viel rumgekommen, hat viel erlebt - Schönes, aber auch Negatives. Die Momente, in denen er das Gefühl hat, bei den Menschen anzukommen, zu helfen - "und das nicht nur durch Keep-smiling" - sind es, die seinen Beruf zur Berufung machen.
Wie in jedem Leben gibt es auch in dem eines Priesters Höhen und Tiefen, wie der studierte Theologe sagt. Viele seiner "echten Freunde" sind bereits verstorben, oft fehlt ein Ansprechpartner. "Das Zölibat ist auch ein Problem, aber das größte Problem ist nicht das Sexuelle, es ist die Einsamkeit." Sein Verhältnis zu Gott beschreibt der Ruheständler als ein Auf und Ab. "Ich bin ein alter Knabe, meine Beziehung zu ihm hat sich gewandelt", sagt Skutnik. Früher seien die Zehn Gebote das A und O gewesen, heute sei es das Gebot der Liebe - zu Gott, zu seinen Nächsten und sich selbst.
"Das ist viel umfangreicher und geht in die Tiefe."
Als Skutnik 24 Jahre jung war, hat er sich für ein Leben als Priester entschieden. Er sei damals froh gewesen, Verantwortung übernehmen zu können. "Ich war nicht superfromm und bin nicht ständig mit gefalteten Händen durch die Gegend gelaufen", sagt er. Aber Pfarrer und Kapläne seiner damaligen Heimatstadt Wolfenbüttel (Niedersachsen) haben Skutnik nachhaltig beeindruckt. Sie waren ihm Vorbilder, weil sie immer Zeit für einen hatten, zugehört und nie den Zeigefinger erhoben haben.
Mit Beginn seines Ruhestand ist der Niedersachse aus der Nähe von Hannover 1999 "mit Sack und Pack" ins Westallgäu gekommen. In seiner Zeit als Militärseelsorger hatten ihm bayerische Soldaten immer wieder von der Allgäuer Landschaft vorgeschwärmt.
"Hier ist manches natürlich anders", sagt Skutnik und nennt den Dialekt genauso wie die harten Winter.
Hervor hebt er sein gutes Verhältnis zu Pfarrer Sinz, denn die "Chemie zum Ortspfarrer muss stimmen". Viele Kontakte habe er mittlerweile geknüpft - nicht zuletzt dank seiner "vierbeinigen Freundin Bella", eine Schäferhündin, die mittlerweile nicht mehr lebt.
Ein festes Programm gibt es im Leben des Pfarrers nicht. Er geht gern und regelmäßig spazieren - fährt an den Bodensee oder in die Schweiz. Mit Freude greift Skutnik auch mal zu guten Büchern - bevorzugt zu theologischen. Und eine Sendung im Fernsehen lässt der Mann "mit der lockeren Zunge" nicht aus: "Spiele der Fußball-Nationalelf muss ich vorm Kasten mitverfolgen", sagt er. Und auch wenn er eigentlich kein Freund von Süßigkeiten ist: Während des Spiels liegen die Nerven blank, "da futtere ich eine ganze Tafel Schokolade".
Termin: Festgottesdienst anlässlich des goldenen Priesterjubiläums am morgigen Sonntag, 22. Februar, um 9 Uhr in der Kirche St. Blasius in Weiler. Anschließend ist im Kolpinghaus ein Empfang, bei dem dem Jubilar gratuliert werden kann.