Fragen an den Europaabgeordneten Markus Ferber. Von Renate Meier Buchloe Mit seinen erst 35 Jahren ist Markus Ferber einer der jüngsten CSU-Abgeordneten. Er bekleidet bereits zahlreiche Ämter. Seit 1994 vertritt der Diplom-Ingenieur Schwaben im Europäischen Parlament. Er ist zudem Vorsitzender der CSU-Europagruppe, Landesvorsitzender der Europa Union Bayern, CSU-Kreisvorsitzender und Kreisrat im Landkreis Augsburg. Ferber lebt mit seiner Frau und seinem einjährigen Sohn in einem Einfamilienhaus in Bobingen.
1982, als Sie in die Junge Union eintraten, war das Jahr der Wende: Die SPD/FDP-Regierung unter Helmut Schmidt musste abdanken, da die FDP zur CDU überlief. Helmut Kohl wurde Bundeskanzler. Konnten Sie sich damals vorstellen, dass er 16 Jahre an der Macht bleiben würde?
Ferber: Damals hat wohl keiner vermutet, dass die Ära Kohl 16 Jahre dauern würde.
Es war die Zeit der Friedensbewegung mit vielen Demonstrationen gegen die Aufrüstung. Was bewegte einen jungen Menschen damals, statt zu den neuen und aufregenden Grünen in die biedere und traditionelle CSU einzutreten?
Ferber: Ich habe die Grünen noch nie als aufregend, sondern als rückschrittlich empfunden, deshalb waren sie für mich keine attraktive Alternative. Sehr beeindruckt und fasziniert hat mich hingegen Franz-Josef Strauß. Als mich bei einem Treffen von Schülerzeitungs-Chefredakteuren jemand von der Schüler-Union ansprach, ob ich aktiv mitmachen möchte, sagte ich ja. So kam ich zur CSU.
Wussten Sie mit 17 schon, dass eine Politikerkarriere in Bayern am besten in der CSU möglich ist?
Ferber: Überhaupt nicht! Es war nie meine Absicht oder gar meine Lebensplanung, einmal im Parlament zu sitzen.
Wie es sich für einen jung-dynamischen Politiker gehört, haben Sie eine Homepage im Internet. Wie viele Zugriffe auf Ihre Internet-Seite haben Sie in der Woche und wie viele E-Mails erhalten Sie?
Ferber: Seit 1995 wird auf meine Seite etwa 3500 mal im Monat zugegriffen. Damit bin ich relativ zufrieden. E-Mails gehen im Schnitt rund zehn die Woche ein.
Beantworten Sie alle persönlich?
Ferber: Wenn Nachfragen nötig sind, gebe ich die elektronische Post an mein Brüsseler Büro zur Bearbeitung weiter. Einige Anfragen erledige ich aber auch gerne selbst, zum Beispiel wollte einmal ein Mädchen ihrem Freund einen Besuch im Parlament schenken. Da helfe ich dann natürlich.
Über Ihre Internet-Seite ist der Abruf eines Schreibens für ausländische Polizisten möglich, das bestätigt, dass die alten deutschen Führerscheine weiterhin gelten. Glauben Sie, dass dieser Ausdruck die Sicherheitskräfte im Ausland beeindruckt und Deutsche vor Bußgeldzahlungen schützt?
Ferber: Das ist ein Dienstleistungsangebot von mir als Europa-Abgeordneter an die Bürger. Ich glaube nicht, dass es alle ausländischen Ordnungskräfte beeindruckt. Im Zweifelsfall rate ich den Urlaubern, zunächst das geforderte Bußgeld zu zahlen und es dann von daheim aus wieder zurückzufordern. Ich helfe dabei gerne.
'No sports' lautet angeblich Ihre private Devise lieber mal ein gutes Essen oder ein Glas Wein mit Freunden. Eifern Sie damit Churchill oder Queen Mum nach, die vor kurzem ihren 100. Geburtstag feierte?
Ferber: Keinem von beiden. Für mich persönlich ist Sport eben Mord, obwohl mein Vater ein guter Sportler war. Dafür habe ich gesunde Gelenke. Mein Lebenswandel ist nicht unbedingt lebensverlängernd und da ich keinen Gin trinke, werde ich wohl auch keine hundert werden.
Ihre Kochkünste sind durch die Sendung 'Kochduell' bereits fernsehreif geworden. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsrezept?
Ferber: Dampfnudeln ich kann sie auch selbst zubereiten.
Sie bezeichnen die von der Europäischen Kommisssion vorgeschlagene Tabakrichtlinie als groben Unfug sind Sie Raucher?
Ferber: Ja, aber deshalb habe ich das nicht gesagt. Die EU fördert den Tabakanbau mit zwei Milliarden Mark pro Jahr, Unfug ist es, gleichzeitig strenge Tabakrichtlinien zu erlassen.
Die Zustimmung der Deutschen zur Europäischen Union sinkt immer mehr. Die geplante Osterweiterung lehnen gar 68 Prozent ab, nur 50 Prozent stehen zum Euro. Wie steuern Sie dem entgegen?
Ferber: Als einziger Europa-Abgeordneter Schwabens tue ich mich da ein bisschen schwer. Deshalb bin ich auf Unterstützung angewiesen, zum Beispiel durch die Bundes- und Landtagsabgeordneten. Wir können die Vorbehalte der Menschen gegen Europa nur durch Kommunikation und Information abbauen. Und da ist es nicht hilfreich, wenn auf anderen Ebenen negative Dinge einfach Brüssel in die Schuhe geschoben werden.
Sie haben sich für Europa entschieden, weil Sie 'lieber dort sind, wo der Rahmen gesetzt wird, als dort, wo er nur noch ausgefüllt wird'. Dennoch wird Ihre Arbeit von den Bürgern im Raum Buchloe kaum wahrgenommen. Frustriert Sie das?
Ferber: Nein, mehr kann ich nicht leisten. Für mich ist es wichtig, mit den Meinungsführern, wie den Vertretern der Bauern oder der Vertriebenen, in Kontakt zu bleiben. Wenn ich ständig nur durch Schwaben springe, dann bewege ich in Brüssel nichts mehr.
Sie haben entscheidend mit dazu beigetragen, dass die alte EU-Kommission komplett zurücktrat. Für die neue Kommission wünschten Sie sich 'kompetente Leute, die den Augiasstall ausmisten'. Hat sich Ihr Wunsch erfüllt?
Ferber: Leider nicht. Was das politische Arbeiten betrifft, ist die jetzige Kommission noch schlimmer als die davor. Wir bräuchten eine Kommission, die Visionen entwickelt. Derzeit jagen aber die Staats- und Regierungschefs die Kommission an die Arbeit dabei sollte es umgekehrt sein. Die beiden deutschen Vertreter sind übrigens relativ schwach.
Der Boykott Österreichs durch die EU stößt in Bayern vielen sauer auf. Wie gehen Sie mit Ihren österreichischen Kollegen um?
Ferber: Ganz normal im Parlament gibt es keinen Boykott. Wir würden nie demokratisch gewählte Abgeordnete isolieren.
Sie sind Monthy-Python-Fan. Ist das 'Leben des Brian' für einen CSU-Politiker nicht zu ketzerisch?
Ferber: Was soll daran ketzerisch sein? Ich liebe diesen trockenen britischen Humor und bin selbst ein Mensch mit Hang zum Zynismus. Zum Beispiel wird das Problem der Israelis und Palästinenser nirgends so treffend geschildert wie in diesem Monthy-Python-Streifen. Man muss den Film eben als Metapher begreifen.