Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Kein Spaß mehr an der Fun Factory

Allgäu

Kein Spaß mehr an der Fun Factory

    • |
    • |

    Jugendliche meiden Neugablonzer Treff ­ Herbe Kritik. Von Klaus-Peter Mayr Kaufbeuren Das Neugablonzer Jugendtreff steckt in einer tiefen Krise. Dieser Ansicht sind Ali Ünal sowie Mesut Ilce, der Sprecher der Jugendlichen. 'Es geht keiner mehr hin', sagen sie. Schuld daran sei der Stadtjugendring (SJR), der eine neue Leiterin bestellt habe, die von den meisten Jugendlichen nicht akzeptiert werde. SJR-Geschäftsführer Michael Böhm räumt Schwierigkeiten ein. Doch gebe es einen Aufwärtstrend.

    Die Probleme in der 'Fun Factory' begannen laut Ali und Mesut im Frühjahr, als der Stadtjugendring die neue Mitarbeiterin Michaela Gerber zur Leiterin machte und der langjährige Chef Lajos Fischer ins zweite Glied zurücktrat. 'Vorher war alles in Ordnung, jetzt nicht mehr', sagt der 18-jährige Mesut, der als gewählter Vertreter des Jugendtreffs in der Vollversammlung des Stadtjugendrings sitzt.

    Allein entschieden

    Er und sein 17-jähriger Freund Ali, die beide Stammgäste waren und zum Ehrenamtlichen-Team gehörten, üben scharfe Kritik an Gerber. 'Sie hat uns nicht in ihre Entscheidungen einbezogen und alles eingeengt.' Außerdem wisse sie nicht, was die Jugendlichen wollten.

    Offenbar bildeten sich zwei Fraktionen. Eine hielt zum alten Leiter Fischer, die andere zu Gerber. Höhepunkt der Unruhen: eine Schmieraktion im Haus, bei der üble Parolen gegen die neue Leiterin an die Wände gepinselt wurden. Zudem gab es einen Einbruch mit Diebstahl und Sachbeschädigungen. Danach habe ein gutes Dutzend Jugendlicher Hausverbot bekommen, berichten Mesut und Ali. In der Folgezeit wurden die Öffnungszeiten stark eingeschränkt.

    Früher bis zu 40 Besucher

    'Jetzt geht keiner mehr hin', klagt Mesut. Früher seien tagsüber meist rund 15 Leute dagewesen, bei der Disco am Freitagabend sogar 30 bis 40. Die Mischung war bunt: Es kamen Deutsche, Türken, Italiener und Russlanddeutsche. Das sei jetzt vorbei.

    Für manche Jugendliche habe es üble Folgen, dass der Jugendtreff zur Freizeitgestaltung ausfällt, sagen Mesut und Ali. Sie hingen nun auf der Straße herum und beschäftigten sich mit Drogen.

    Wer dafür verantwortlich ist, ist für Mesut Ilce klar: 'Am Ganzen ist nur der Stadtjugendring schuld.' Die Verantwortlichen hätten Lajos Fischer bei seinen Ideen und in seinem Tatendrang gebremst. 'Er wollte noch mehr aus der 'Fun Factory' machen ­ und durfte es nicht.' Dabei wisse der SJR gar nicht. 'was bei uns draußen abläuft'. Außerdem sei Michaela Gerber, die im Januar eingestellt wurde, viel zu früh zur Leiterin bestellt worden, ergänzt Ali.

    Der Stadtjugendring wehrt sich gegen die Vorwürfe. Geschäftsführer Michael Böhm räumt zwar ein, dass nicht mehr so viele Jugendliche wie früher die 'Fun Factory' besuchen. Doch die Gründe seien woanders zu suchen: Erstens seien im Sommer immer weniger Jugendliche da, zweitens habe es kranheitsbedingt im Frühjahr einen Bruch gegeben, und drittens wechsle gerade das 'Publikum', es kämen vemehrt Jüngere in den Treff.

    Böhm gibt auch zu, dass der Leiterwechsel Unruhe gebracht habe. Die Reaktion der Jugendlichen sei 'aus deren Sicht normal': Sie äußerten sich nun mal, wenn sich Strukturen ändern. Seit einigen Wochen befinde sich die 'Fun Factory' aber wieder im Aufwind. Auch die Öffnungszeiten werden wieder ausgedehnt, kündigt er an.

    Nach der Sommerpause soll es noch besser werden. 'Es laufen gute Planungen für einen Neustart im September.' Dann sollen ­ mit verschiedenen Angeboten ­ auch wieder Aussiedlerjugendliche ins Haus gelockt werden. Die nämlich blieben schon weg, nachdem die Streetworkerin Nina Lorenz Ende 1999 gegangen war.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden