Untersuchung gefordert Arzt: Mann ist fahrtüchtig. Von Ulrich Weigel Oberallgäu Um Führerschein und Arbeitsplatz bangt ein 26-jähriger Oberallgäuer, der sieben Jahre lang von illegalen Drogen abhängig war und nun bei einem Arzt eine Methadon-Therapie absolviert. Jetzt fordert das Landratsamt eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU). Sie soll es dem 26-Jährigen ermöglichen, den Führerschein zu behalten, sagt Landrat Gebhard Kaiser. Der junge Mann hingegen fürchtet, durch die Prüfung zu fallen und damit seinen Job zu verlieren.
Die Zahl ärztlich behandelter Methadon-Patienten im Kreis wird auf rund 300 geschätzt. Bei der Therapie wird der Heroin-Ersatz nach und nach reduziert, bis der Körper von Suchtstoffen frei ist. Ob man in der Zeit Auto fahren kann, ist strittig. Die Zulassungsstelle an der Kreisbehörde jedenfalls stellt in Frage, ob der Oberallgäuer ein Auto sicher führen kann. Dazu gebe es entsprechende rechtliche Beurteilungen. Das Bundesverkehrsministerium formuliert in seinen Begutachtungs-Leitlinien: 'Wer (. . .) mit Methadon substituiert wird, (. . .) besitzt nicht die Voraussetzungen, ein Kraftfahrzeug zu führen.'
Landratsamt-Sprecher Andreas Kaenders ergänzt: Wohl könne ein Methadon-Patient in gewissen Ausnahmefällen 'positiv' beurteilt werden. Man sei aber durch die Fahrerlaubnis-Verordnung zwingend gehalten, die körperliche und geistige Eignung prüfen zu lassen. Der Landrat steht hinter der Entscheidung seiner Behörde: Ohne die Untersuchung gehe man davon aus, dass der Betroffene im Moment keine Fahreignung habe. Und dann, schreibt Kaiser dem Anwalt des Oberallgäuers, wäre der Führerschein einzuziehen.
'Knüppel zwischen Beine'
'Es ist alles so sinnlos', ist der Oberallgäuer enttäuscht. Er fürchtet, durch die 986 Mark teure Prüfung zu fallen. Zudem weiß er nicht, wie er sie bezahlen soll. 'Ich habe eine schwere Zeit hinter mir und bin endlich auf dem Weg der Besserung aber man muss mich auch bessern lassen, statt Knüppel zwischen die Beine zu werfen.'
Der behandelnde Arzt hält seinen Patienten für fahrtauglich. Er kritisiert in einem Brief an Kaiser das 'höchst willkürliche Vorgehen' des Landratsamtes: Es sei ausgesprochen frustrierend, wenn eine über Jahre mühsam aufgebaute Existenz durch derartige Maßnahmen in Frage gestellt werde.
Seit Mai 1998 betreut der Mediziner den Oberallgäuer damals arbeitslos, im sozialen Abseits, körperlich und psychisch am Boden. Dank der 'Substitution mit Methadon' sei er heute körperlich und psychisch stabil, sozial voll integriert und habe eine geregelte Arbeit (bei der er ein Auto benötigt). Zwar sei der Patient noch von dem ärztlich verordneten Methadon abhängig. Ein Gutachten beweise aber, dass er sonst keine Drogen konsumiert.
Die nun geforderte Untersuchung bedeute einen hohen Zeit- und Geldverlust sowie große Unsicherheit, 'da die MPU bekanntermaßen beim ersten Mal nie bestanden wird', so der Arzt. Und es gebe keine genaue Rechtslage. In Streitfällen hätten Richter Methadonabhängigen die Fahrerlaubnis weiter erteilt, wenn die das Medikament unter ärztlicher Überwachung nehmen, eine gesicherte Existenz haben und psycho-sozial betreut werden.
Auch nach Ansicht der Caritas-Suchtberaterin Hildegard Mayr ist der 26-Jährige geeignet, Auto zu fahren. Er komme regelmäßig zu Gesprächen und habe anders als andere Klienten ein relativ stabiles Profil.