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Kaum noch Äschen in der Iller

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Kaum noch Äschen in der Iller

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    Fischer forschen in Kempten mittels Becken-Versuchs nach den Ursachen Kempten (bb). Der Fischerei-Verein Kempten feiert am Wochenende sein 175-jähriges Bestehen. Der Jubel über dieses Ereignis dürfte sich bei den 85 Mitgliedern jedoch in Grenzen halten. Denn zum ersten Mal in seiner langen Geschichte steht der älteste Fischerei-Verein Bayerns im wahrsten Sinne des Wortes mit leeren Händen da: in der Iller gibt es kaum noch Fische.

    Um der Ursache dieses Phänomens auf die Spur zu kommen, läuft nun seit Februar in Kottern ein Versuch, bei dem die Lebensverhältnisse von Äschen und Forellen in Iller- bzw. Quellwasser untersucht werden.

    'Früher haben wir pro Jahr an die 2000 Fische in der Iller gefischt', sagt Hermann Schugg, Gewässerwart des Fischerei-Vereins Kempten. Als er und seine Kameraden vor ein paar Wochen wieder mal auf dem Fluß im Boot unterwegs waren, zappelte nichts mehr im Netz außer ein paar kranken Barben. 'Die Äsche steht in der Iller vor dem Aussterben' sieht auch Dr. Oliver Born vom Bayerischen Landes-Fischerei-Verband die Lage im Allgäuer Hauptfluss dramatisch. Nicht viel besser ergehe es der Forelle.

    Woran kann es nun liegen, dass die Iller droht, bald 'tot' zu sein? 'An der Wasser-Qualität wohl nicht', meint Dr. Richard Wutzer, Fischereifachberater des Bezirks Schwaben. Denn seit im Oberlauf alle Gemeinden an Kläranlagen angeschlossen sind, ist die Güte der Iller wieder gestiegen. Andererseits bietet die Klarheit des Wassers beste Sichtverhältnisse für die natürlichen Feinde der Fische: Komorane und Gänsesäger.

    'Man muss was tun, um den Fischen wieder auf die Flosse zuhelfen', fordert Born. Deshalb läuft seit 1996 in Bayern ein Artenhilfsprogramm für die Äsche, finanziert vom Naturschutzfonds und Landwirtschaftsministerium. Mit dabei in diesem Projekt: die Ammer, der Regen und die Iller bei Kempten. Wobei inzwischen in der Allgäu-Metropole ein Feldversuch läuft, der laut des Vorsitzenden des Fischerei-Vereins Kempten, Max Waldmann, 'einmalig in Deutschland ist'.

    Die Fischer konnten im Untergeschoss von 'Kottern-Textil' einen Raum anmieten und mit acht Becken bestücken. Darin schwimmen getrennt Äschen und Forellen, zum einen in Quellwasser, zum anderen in Ilerwasser, das eine Pumpe aus dem Fluss holt. 'Bisher gedeihen die Fische sowohl im Quellwasser als auch im Illerwasser prächtig', zieht Gewässerwart Schugg eine Zwischenbilanz. Was natürlich die Frage aufwirft, warum der Fischbestand in der freien Natur quasi auf Null zurückgegangen ist?

    Konkrete Ergebnisse dieses 'Artenhilfsprogramm Äsche, Beckenversuch Iller' - wie es auf einem Plakat über der Anlage steht - kann der Fischereiverein aber noch nicht nennen. Die Auswertung des Tests in Kottern will der Landes-Fischerei-Verband Mitte 2001 vorlegen. Neben dem Kormoran und dem Gänsesäger kommen nach Aussage Borns auch Krankheiten oder Einleitungen noch unbekannter Art in die Iller als Ursache für den Niedergang der Äsche in Frage.

    Politisch aktiv werden

    Egal, was am Ende der Beckenversuch erbringt: Weder der Fischerei-Verein Kempten noch der Landes-Fischerei-Verband könnten von sich aus für Abhilfe sorgen. 'Wir können nur politisch aktiv werden und die Öffentlichkeit auf dieses Problem hinweisen', blickt Born voraus. Wobei die Fischerei-Vertreter durchaus Mitstreiter in den bayerischen Ministerien sehen. Denn es könne dem Freistaat nicht egal sein, wenn seine Gewässer in absehbarer Zeit völlig fischleer wären. Hermann Schugg, Gewässerwart des Fischerei-Vereins Kempten, füttert und kontrolliert täglich die Äschen und Forellen beim Becken-Versuch im Untergeschoss von 'Kottern Textil'. Foto: Mathias Wild

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