Kaufbeuren (fe). - Franz-Joseph Koch heißt der neue Notar für den Amtsbezirk Kaufbeuren und Umgebung. Er übernimmt die Nachfolge und die laufenden Fälle von Dr. Herbert Schlierf, der in den Ruhestand gegangen ist. Zuvor war Koch in Monheim tätig. Er ist als unabhängiger Träger eines öffentlichen Amts zwar unkündbar, doch auch sein Berufsstand bekommt die derzeitig flaue Konjunktur zu spüren. 'Ungefähr 15 Notarsstellen waren ausgeschrieben, als ich mich entschlossen hatte, nach einer neuen Stelle zu suchen. Zwölf Städte haben meine Familie und ich uns angeschaut, aber nur für Kaufbeuren habe ich mich beworben, hier hat es uns am besten gefallen', erzählt Koch (39), der in seiner Freizeit gern Tischtennis spielt, radelt oder in den Bergen wandert. Damit hat er jetzt seinen Wunschberuf in seiner Wunschstadt und freut sich darauf, in Kaufbeuren sein Amt auszuüben und zu leben. Möglicherweise sogar für die nächsten 25 bis 30 Jahre, wenn es ihm so gut gefällt, dass er sich nicht nochmal versetzten lassen will. Zwölf Jahre Ausbildung mußte Koch hinter sich bringen, bis er 1996 zum Notar bestellt wurde. 'Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und dem ersten Staatsexamenkam das Referendariat und dann das zweite Staatsexamen, genau wie es bei Anwälten und Richtern ist', erklärt Koch. Nur den Besten eines Jahrgangs stehe dann aber eine begrenzte Anzahl von Notarassessor-Stellen gegenüber, in denen man praktische Erfahrungen sammeln könne. Um eine solche zu ergattern, müsse man Spitzennoten vorweisen können. Da man vorher nie wisse, ob man die in der Prüfung auch erreichen wird, könne man eigentlich nicht planen, Notar zu werden - man könne es sich nur wünschen. In Kochs Fall ging der Wunsch in Erfüllung 'und nun kann ich das arbeiten, was ich am besten kann und was mir am meisten liegt: Als neutraler juristischer Berater und Betreuer tätig sein. Ohne parteisch werden zu müssen, wie ein Anwalt, oder autoritär wie ein Richter. Zu mir kommen Leute, die sich im Grunde einig sind.' Dennoch könnten die Fälle eines Notars nicht nach 'Schema F' abgehandelt werden. Jeder Vorgang, sei es aus Familien-, Erb- oder Gesellschaftsrecht, erfordere mindestens ein bis zwei Besprechungen, in denen die Wünsche der Mandanten festgestellt werden, und einen schriftlichen Entwurf der Verträge. Dieser werde dann nochmals verlesen, erläutert, bei Bedarf verändert und dann erst unterschrieben. Neben dem Erstellen von Verträgen sind auch Beglaubigungen ein wichtiger Arbeitsbereich. Koch weiß um die landläufige Meinung, dass Notare horrende Honorare für ihre Schriftsätze einstreichen. 'Aber soviel wie die Leute glauben, verdienen wir nicht', versichert er. Ein Notar könne seine Gebühren zum Beispiel gar nicht selbst festlegen, sondern diese seien im 'Gesetz über die Kosten in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit', kurz 'Kostenordnung' festgelegt. 'Ein Teil dieser Gebühren wird an den Staat abgeführt, der die Notarsstelle zur Verfügung stellt, dann muß die Büromiete und das Gehalt der Angestellten bezahlt werden. Der Rest ist dann mein steuerpflichtiges Einkommen.'
Bis zu 250 Fälle pro Monat Grob gerechnet brauche es für je 20 000 Einwohner einen Notar. Kaufbeuren und Umgebung biete also zwei Notaren ein gutes Auskommen, meint Koch. Wobei die Kaufbeurer Bürger nicht zwingend Koch und seine Kollegin Elisabeth Lang konsultieren müssten: 'Jeder Bürger hat bundesweit die freie Notarwahl. Wir Notare jedoch sind an unseren Amtsbezirk gebunden', gibt er zu Bedenken. Dennoch sei erfahrungsgemäß mit einem durchschnittlichen Arbeitsaufkommen von 180 bis 250 Fällen pro Monat zu rechnen. 'Mein Job ist zwar unkündbar und auf Lebenszeit, aber damit noch nicht krisensicher. Auch ich merke die aktuelle Konjunkturlage. Wenn die Leute in der momentanen Krise zum Beispiel weniger Grundstücke kaufen oder Gesellschaften gründen, dannist auch das Geschäftsaufkommen der Notarstelle geringer.'