'Das Bier war schon von altersher ein begehrter, nahrhafter Trunk, der zu den Brotzeiten und Mahlzeiten gehörte und bei dem man sich in den Wirtshäusern zusammensetzte, um die Unterhaltung zu pflegen oder Handelschaften zu machen', berichtet Fritz Schmitt. Insofern ist seine Untersuchung über die Kaufbeurer Brauereien im Jahre 1650 auch ein Zeugnis der früheren Gemütlichkeit und Geschäftstüchtigkeit.
24 Braustätten im Jahr 1650
Heute gibt es in Kaufbeuren nur noch die Aktienbrauerei, die über 40 000 Einwohner versorgen könnte. Dagegen waren es vor über 360 Jahren 24 Brauereien, obwohl die alte Reichsstadt damals nur 2000 Einwohner hatte. Die meisten Bierbrauer waren um das Schrannengebäude in der Kaiser-Max-Straße geschart, in das die Bauern donnerstags ihre Erzeugnisse brachten.
Deshalb war an dem Tag auch am meisten los. 'Die Bräuer verzapften ihr Gebräu, das sie in irgendeinem Nebengelass ihres Anwesens oder vielleicht in einem mehr oder weniger großen Bräuhaus herstellten, in ihren Gaststuben selbst', erläutert Schmitt.
Das Gold im Namen
Ein Gang über die damalige Kaiser-Max-Straße verdeutlicht die räumliche Nähe der Bierschenken. Das beginnt mit dem 'Goldenen Hirsch' (Nummer 39) und es folgen 'Goldene Traube' (40), 'Goldener Löwe', 'Goldene Sonne', 'Weißes Rößle' (25) und 'Goldene Gans'. Gegenüber lagen 'Goldener Stern' (38), 'Schwarzer Adler' (36), 'Schwarzer Bär' (34) und 'Goldene Krone' (32/30), am Unteren Markt 'Goldener Pfau' (20) und im Rennweg (Ringweg) 'Goldenes Lamm' und 'Schwarzer Hahn'.
Im Rosental waren 'Goldenes Kreuz', 'Weißer Ochse' (7), 'Goldene Glocke' sowie der 'Goldene Halbmond' (23/25) und in der Pfarrgasse 'Goldener Pflug' (8). Am Breiten Bach lagen 'Blaue Ente' (31), 'Grüner Baum', 'Goldener Engel' und gegenüber 'Goldener Strauß'. Zudem existierten noch eine Weinstube und sieben Zunfthäuser. 17 Brauhäuser gaben sich das Attribut 'Golden' bei – wohl um ihre 'besondere Leistungsfähigkeit' zu dokumentieren, vermutet Schmitt. (
Quelle: Fritz Schmitt: Die Kaufbeurer Brauerei-Wirtschaften im Jahre 1650', in: Kaufbeurer Zeitung 9. Oktober 1943.