Ihren letzten großen Auftritt hatte die Volkstanzgruppe Oberstaufen beim Umzug zum Oktoberfest in München. Karolin Herz (34) aus Kalzhofen war dabei. Sie ist Kassiererin im Verein und hilft mit, wenn für die Frauen aus der Gruppe 'Haubenkurse' stattfinden. Eine Radhaube zu arbeiten, ist aufwendig. '200 Stunden Handarbeit braucht man dafür schon.'
Die Volkstanzgruppe wurde Ende der 50er Jahre als eigenständiger Verein gegründet. Zur Frauentracht gehört ein schwarzes Mieder mit weißer Bluse, zum schwarzen Plisseerock wird eine rote Seidenschürze getragen. Blickfang der Frauentracht ist die wertvolle, goldene Radhaube. Karolin Herz hat ihre Haube selbst gemacht – wie alle Frauen aus der Gruppe. Weil diese Arbeit viel Geschick erfordert, bietet Zeugwartin Roswitha Köhler für die Frauen aus dem Verein spezielle Haubenkurse an.
Das Rad einer kunstvollen Haube hat knapp 30 Zentimeter Durchmesser, es besteht aus zwei Reifen und einem Halterungsbügel. Das Innere des Rades wird mit feinsten Goldfäden in komplizierten Mustern bestickt. Im nächsten Arbeitsschritt wird das Rad am hinteren Kopfteil, dem 'Geiseuter' befestigt.
Der besteht aus wertvollem Goldstoff, aus Bändern für den Rand und einer ebenfalls goldenen Schleife, über der ein kunstvoll gesticktes Ornament zu sehen ist.
'Für diesen Stickeinsatz gibt es verschiedene Motive und Vorlagen', berichtet Karolin Herz, 'das kann sich jeder selber aussuchen.' Verziert wird der 'Geiseuter' mit feinsten Stickereien, Borten und goldenen Pailletten. Der Reifen zum Feststecken auf dem Kopf besteht aus festem Filz und schwarzem Samtstoff. Auf der Innenseite arbeitet die Stickerin ihre Initialen ein. Radhauben sind wertvoll. 'Auch wenn man mal einen Teil der Tracht weitergibt, die Radhaube bleibt fast immer in Familienbesitz.'
Karolin Herz war 16, als sie zu den 'Volkstänzern' gekommen ist. Die Pflege alter Tänze und Trachten sei ihr sehr wichtig. Und natürlich 'das Gesellige' im Verein. Die Volkstänzer unternehmen neben ihren vielen Auftritten regelmäßig gemeinsame Ausflüge, organisieren Veranstaltungen wie Nikolausfeiern oder Familienwanderungen. 13 Tänze hat die Gruppe im Repertoire – darunter auch den 'Bandltanz', der aus Tirol stammt. Dabei tanzen Männer und Frauen mit Bändern um eine Bandlstange. Beim Tanzen werden die roten und weißen Bänder zu wechselnden Flechtmustern verwoben. 'Diesen Tanz mag ich besonders', sagt Karolin Herz. Gut aufpassen müsse man aber. 'Ein paar falsche Schritte und schon passt das ganze Muster nicht mehr.'