Von Volker Geyer, Niedersonthofen - In weniger als einer Stunde haben Wolkenbrüche am späten Sonntagnachmittag im Oberallgäu Bäche über die Ufer treten lassen sowie Straßen und dutzende Keller überflutet. Dagegen wird es noch Tage dauern, bis die Häuser vom Schlamm befreit sind. Am schlimmsten hat es Niedersonthofen getroffen. Dort liefen rund 25 Keller und Wohnungen voll (siehe auch Allgäu Rundschau). 'Das Wasser ist so unwahrscheinlich schnell gekommen', erinnert sich Thomas Mayr, 'im Nu stand die ganze Wohnung unter Wasser.' Allein den Schaden an seinen Elektrogeräten schätzt der 28-Jährige auf mehrere tausend Euro. 'Ganz zu schweigen von den Möbeln und dem Parkettboden', fügt seine Cousine Manuela Stadler hinzu, der das Haus in den Sonnenstraße gehört. Gegen Unwetterschäden sind sie - wie auch die meisten anderen Betroffenen - nicht versichert. 'Wir wohnen schließlich nicht an der Iller. Wir haben mit so etwas einfach nicht gerechnet', sagt Manuela Stadler, die zusammen mit Verwandten und Freunden dabei ist, die Wohnung vom Schlamm zu befreien.
Straße verwandelte sich in Fluss Ähnlich sieht es Peter Schneider aus der Nachbarschaft: 'Hin und wieder wird unsere Straße bei starkem Regen schon mal überschwemmt. Aber gestern hat sie sich regelrecht in einen Fluss verwandelt.' Der selbstständige Radio- und Fernsehtechniker hatte Ersatzteile und einige Kundengeräte im Wert von gut 5000 Euro im Keller gelagert: 'Die sind alle hinüber.' Sogar in sein Auto in der Garage hat das Unwetter jede Menge Schlamm gespült. 'Das stand zur Hälfte unter Wasser', erzählt der 46-jährige Familienvater und lobt zugleich die Feuerwehrleute, die seinen Keller leergepumpt haben. Neben den Floriansjüngern aus Nierdersonthofen waren auch die Wehren aus Martinszell, Waltenhofen, Oberdorf und Durach am Sonntag im Einsatz. Insgesamt standen den Niedersonthofenern rund 150 Einsatzkräfte zur Seite. Auf Hilfe von Bekannten baut auch Horst Hoffmann. Er hatte in seinem Keller in der Mühlenbergstraße zwei Fremdenzimmer eingerichtet. In einem stand das Wasser am Sonntag bis zur Decke und hinterließ ein regelrechtes Trümmerfeld. Schränke, Regale, Tische und Matratzen wirbelte die Flut wild durcheinander. Das Regenwasser hatte sich zuvor in einem Lichtschacht gesammelt und schließlich ein Fenster bersten lassen. 'Kaum zu glauben, was für eine Kraft Wasser entwickeln kann', sagt der 68-Jährige und schrubbt mit einem Besen die braune Soße Richtung Ausgang. In der Luft hängt leichter Ölgeruch. 'Die Heizung ist wahrscheinlich kaputt', schätzt der Rentner und betont: 'Die Öltanks sind zum Glück heil geblieben.' Den Schaden schätzt er auf 15000 bis 20000 Euro. Ob Waltenhofen den Geschädigten finanziell unter die Arme greifen wird, war von der Gemeinde gestern nicht zu erfahren.