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Kaltentaler versüßen Finanzkrise mit humorvollem Singspiel, Musik und Tanz

Marktfestspiele

Kaltentaler versüßen Finanzkrise mit humorvollem Singspiel, Musik und Tanz

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    Dass man einen Schirmherrn in den Himmel hinauf lobt, kann schon einmal vorkommen. Dass selbiger aber gleich durch die Weiten des Weltalls segelt, das gibt es wohl nur bei den Marktfestspielen in Blonhofen. Im ausverkauften Stadltheater hatte jedoch nicht nur Finanzstaatssekretär Franz Pschierer als Original und Imitat seinen großen Auftritt. Auch etliche Politikerkollegen bekamen beim traditionellen Singspiel wieder ihr Fett ab. Darüber hinaus gestalteten die bewährten und ambitionierten Musik- und Tanzgruppen der Festspielfamilie das rund dreistündige Programm.

    Angesichts der aktuellen Lage auf den Finanzmärkten hatten die Kaltentaler ihre Festspiele in 'Börsenspiele' umbenannt, und gleich zu Beginn machte das 'BFF Hühnerbachballett' deutlich, wie rau es in der Eurozone derzeit zugeht. Doch dann stürmten die hoffnungsvollen Jungeuropäer auf die Bühne und forderten mit Herbert Grönemeyer: 'Kinder an die Macht'.

    Nach schmissigen Swing-Klängen des Festspielorchesters, das den ganzen Abend über souverän begleitete und bereicherte, wehte wieder ein Hauch von Nockherberg durch das Kaltental. Schauplatz des Singspiels war diesmal die BZB, die 'Blonhofener Zentralbank'.

    Deren Direktor Professor Sir Friedrich Taufratshofer (Hannes Ried) residiert zwar nur in einem recht altertümlich ausgestatteten Großraumbüro samt Gelddruckerei und -wäscherei. Aber der Tresorraum birgt so einige Schätze, und Karl-Theodor zu Guttenberg (überragend: Rochus Höhne) übernimmt gewohnt überlegen die Beratung. Kein Wunder, dass sich die prominente Kundschaft die Klinke in die Hand gibt.

    Da will etwa Günther Beckstein, der 'Ministerpräsident des ehemaligen Bayern', zehn Euro anlegen, um seine magere Pension aufzubessern.

    Doch wieder einmal kommt ihm sein Vorgänger Edmund Stoiber mit strahlendem Selbstbewusstsein in die Quere – und am Ende auch noch Horst Seehofer (alle drei gespielt von Wolfgang Krebs). Landrat Johann Fleschhut und Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse schleichen mit großen Rauschebärten ('zur Tarnung') in die BZB, um unabhängig voneinander jeweils fünf Millionen Euro für ein neues Krankenhaus zu besorgen. Der eine will den Neubau am Fliegerhorstgelände ('ist näher an Marktoberdorf'), der andere in Altdorf ('ist näher an Kaufbeuren') errichten.

    Bernhard Pohl und sogar Christian Ude kreuzen im Bankhaus auf – und mit Franz Pschierer (Festspielleiter, Moderator und Autor Georg Ried) recht grob die politische Klinge. Der anschließende Börsencrash lässt die Beteiligten dagegen kalt, denn ihre 'Aktien' sind ganz besondere.

    Nach so viel politischem Hintersinn tat ein musikalischer Ausflug in den Dschungel gut. Die Gruppe 'Capriccio' zeigte mit einer farbenfrohen und akrobatischen Nummer Ausschnitte aus dem Musical 'Tarzan'. Tanzkunst vom Feinsten boten 'Boombasstic', die mit viel Perfektion unter anderem eine Hommage an Michael Jackson sowie eine vom klassischen Ballett inspirierte Choreografie präsentierten. Mit humor- und anspruchsvollem A-cappella-Gesang samt Fredl Fesls 'Preußenjodler' erfreuten die 'Non-Cents' die Zuhörer.

    Zuvor war wiederum Wolfgang Krebs als Männer verschlingende Schönheitschirurgen-Wittwe Waldemarie Wammerl auf die Bühne getreten. Die Lebensberaterin im Bonbon-Dirndl gab so ihre ganz eigenen Ratschläge in Sachen Liebe und Leidenschaft. Gegen Ende der Aufführung besuchte sie dann ihr Internet-Gspusi (Hannes Ried) in seiner Junggesellenbude. Was die beiden anschließend beim nicht ganz so romantischen Fernsehabend zu sehen bekamen, konnten auch die Zuschauer auf einer Videoleinwand verfolgen: Mehrere Mitglieder des Festspielensembles waren mithilfe der Digitaltechnik in berühmte Filmsequenzen hinein montiert worden. Das Ergebnis waren zum Schreien komische Versionen etwa von 'Das Schweigen der Lämmer' oder 'Pretty Woman'.

    Schirmherr Pschierer konnte auf diese Weise als 'Franzl' in 'Sissi' mitspielen und am Ende als 'Superfranz' bis weit hinaus ins All schweben – hoch über allen Finanzkrisen und Kabinettsumbildungen.

    Die weiteren Vorstellungen der 'Kaltenaler Börsenspiele' sind ausverkauft. Nur für die Aufführung am Freitag, 11. November, gibt es noch einige Restkarten unter Telefon 0177/1499853 (täglich von 18 bis 20 Uhr).

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