Von Markus Brändle Benningen - 'Sie kann kämpfen - und das ist überhaupt das Wichtigste für eine Landrätin.' Das Lob von Ekin Deligöz gilt Doris Kienle, der Landratskandidatin der Grünen. Die Rückenstärkung durch die Bezirksvorsitzende und Neu-Ulmer Bundestagsabgeordnete tut gut, denn zur Wahlversammlung im Meierhof in Benningen hat sich nicht mehr als eine Handvoll Interessierter eingefunden. Die 62-jährige Ottobeurerin entwickelt im kleinen Kreis ihre Vorstellungen einer zukunftsträchtigen Landkreispolitik. Einer Politik, die sie in der bekannten Ausformung seit Jahren als Sprecherin der Ausschussgemeinschaft von Bündnisgrünen/ÖDP im Kreistag kritisch begleitet. Neben Lebenserfahrung verweist Doris Kienle auf ihre Tätigkeit in Industrie und Handwerk; auch habe sie Führungserfahrung. Schnell ist Kienle dann mitten in der Landkreispolitik: Als 'Gesundheitsregion' müsse sich das Unterallgäu den fünf Säulen Sebastian Kneipps verpflichtet fühlen. Dazu passe ein Tourismus für Familien mit Kindern, ihr schwebt das Unterallgäu als 'Radlland' vor. 'Zur Gesundheitsregion passt kein Regionalflughafen', sagt sie klipp und klar, 'aber es passen kommunale Krankenhäuser dazu'. Das 'ewige Gerede von Privatisierung' nennt Doris Kienle schädlich. Hier rede die CSU mit gespaltener Zunge, findet die Kandidatin der Grünen: So habe Landrat Dr. Hermann Haisch bereits vier Tage nach seiner Rücktrittserklärung in einem Interview erklärt, dass es möglicherweise doch falsch gewesen sei, die Privatisierung der Kreiskrankenhäuser nicht zu realisieren. Als Mitglied des Verwaltungsrates der Kreiskliniken und als Mitglied im Förderverein des Ottobeurer Krankenhauses ist Kienle in ihrem Element, wenn es um das Haus in ihrem Wohnort geht. 'Dieses Krankenhaus ist innovativ ohne Ende, wir kriegen eine ambulante Geriatrie als zusätzliches Standbein', lobt Kienle, die auf die enormen Leistungen der Ärzte und des Pflegepersonals verweist, die den guten Ruf der Ottobeurer Klinik begründeten.
Für gentechnikfreie Prduktion Im 'rindviehreichsten Landkreis in Deutschland' setzt Kienle auf Gentechnikfreiheit und Bioproduktion. Regionale Kreisläufe sollten weiter forciert werden, erfreulicherweise habe sich aus der Regionalen Landentwicklung der Verein 'Pro Nah' entwickelt. Zwar sei, betont Doris Kienle, die Landwirtschaft auch mitverantwortlich für den Schutz des Wassers, aber 'dann muss der Landwirt auch entsprechend vergütet werden'. Maßlos ärgert sich die grüne Landratskandidatin über unnötigen Flächenverbrauch: Entlang der A 96 - deren Ausbau zwischen Memmingen und Erkheim mit zwei Ausfahrten ihr zu groß dimensioniert erscheint - reihe sich ein Gewerbegebiet ans nächste. Wesentlich sinnvoller seien interkommunale Gewerbegebiete. Verkehre gelte es zu erfassen und zu lenken, Bus und Bahn müssten besser koordiniert werden. Gerade im Sinne von Senioren und jungen Familien (die sich keinen Zweitwagen leisten könnten oder wollten) muss nach Kienles Ansicht der Öffentliche Personennahverkehr optimiert werden. Das neue Bayerische Kindergartengesetz gehe zu Lasten der Kinder, beklagt sie. 'Kinder und Familien mit Kindern dürfen nicht ins Hintertreffen geraten', findet auch Deligöz. In ihrem Schlussplädoyer betonte die grüne Abgeordnete, Kienle stehe für 'das Unkonventionelle, das Bewegung und Schwung bringt'.