Ihre Mitschüler wälzen sich jetzt wohl noch in den Federn, drehen sich um und schlafen weiter. Nicole Handschuh (16) und Katharina Rothärmel (17) stehen schon um neun Uhr auf der Matte und trainieren. Die beiden Taekwondoka der TG Allgäu arbeiten in den Pfingstferien hart an sich.
Die freien Tage kommen Katharina und Nicole recht. "Während der Schulzeit ist das schon stressig", sagt Katharina, die in der Klasse bis 68 Kilogramm kämpft. Manchmal denke man sich schon: "Ach, jetzt noch Training", sagt Nicole (Klasse bis 63 Kilo). Aber: "Wenn man dann auf der Matte steht, ist es einfach nur noch entspannend und ausgleichend." Und das, obwohl die beiden auf Leistungssport-Niveau bei Coach Marco Scheiterbauer trainieren.
Für Hobbys und Freunde außerhalb des Sports bleibt den Kämpferinnen freilich wenig Zeit. "Das nervt manchmal. Andererseits habe ich ja auch hier Freunde", meint Nicole, die die neunte Klasse der Hauptschule Marktoberdorf besucht. Hauswirtschaftsschülerin Katharina ergänzt: "Wir sehen ja auch viel von der Welt.
" Das Ziel der beiden Talente: Sie wollen zu den besten der Welt gehören. "Das ist noch ein weiter Weg", sagt Nicole. "Jeder Schritt zählt." Der Nächste auf diesem Weg ist der in den Nationalkader. "Die beiden sind auf dem Sprung und haben großes Potenzial. Es fehlen nur noch Details", sagt Bundestrainer Georg Streif. Für ihn zeichnen sich Katharina und Nicole vor allem durch Kontinuität aus. So trainieren sie in den Ferien fünf Mal pro Woche.
"Es macht mir einfach riesigen Spaß, da bringt man den Willen automatisch mit", meint Katharina. Spaß macht es auch Nicole. Für sie gibt es aber noch einen anderen Aspekt: "Ich brauche einfach Action in meinem Leben.
" Deshalb steht sie an einem Ferientag, an dem andere ins Freibad gehen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, zeitig auf und stapft ins Training.
Die nächste Hürde auf dem Weg zum Nationalkader ist ein Erfolg bei den offenen österreichischen Meisterschaften am übernächsten Wochenende. "Für den Sieg dort blende ich alles aus", sagt Katharina Rothärmel. Schulstress, Zuschauer und auch die Pfingstferien interessieren sie im Kampf nicht mehr. Von nichts kommt schließlich nichts