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Kabarettist Max Uthoff zeigt seinem Publikum im Podium, wie man in diesen schwierigen Zeiten obenauf bleibt

Kabarett

Kabarettist Max Uthoff zeigt seinem Publikum im Podium, wie man in diesen schwierigen Zeiten obenauf bleibt

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    Kabarettist Max Uthoff zeigt seinem Publikum im Podium, wie man in diesen schwierigen Zeiten obenauf bleibt
    Kabarettist Max Uthoff zeigt seinem Publikum im Podium, wie man in diesen schwierigen Zeiten obenauf bleibt Foto: Mathias Wild

    'Guten Abend, meine Damen und Herren. Wundervoll, dass Sie da sind. Sie hätten sich auch einen schönen Abend machen können!' Max Uthoff, der freundliche Herr mit dem spöttischen Lächeln, machte sofort klar, was die Zuschauer an diesem Abend im ausverkauften Podium erwartet: 'Durch mich fühlen Sie sich heute Abend in Ihrer kritischen, regierungsfeindlichen Haltung wahrgenommen!' In seinem schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte könnte er ebenso gut Bestatter oder auch Profikiller sein. Irgendwie hatte er von beiden etwas, als er in seinem aktuellen Programm 'Oben bleiben' die Überlebenstechniken der Machterhaltung entlarvte und die Sehnsucht der Menschen nach Wahrnehmung aufs Korn nahm.

    Hugh Hefner und Facebook

    Dabei begrub der 44-Jährige die permanente Furcht einer Bevölkerung, die bei aller Sorge um Altersvorsorge, Pisa-Studien oder Arbeitslosigkeit den politischen Taktierern freie Hand lasse. Facebook und Twitter hätten auch die Angst der Menschen längst erkannt, nicht mehr wahrgenommen zu werden. 'Da kann man sich innerhalb einer Stunde zwanzig Menschen zum Freund machen – das gelingt sonst nur in billigen Swingerklubs', erklärte er und fügte mit süffisantem Lächeln hinzu, dass Facebook den Begriff von Freundschaft ähnlich definiere, wie einst 'Playboy'-Chef Hugh Hefner den der Monogamie. 'Endlich muss Mensch nicht mehr mit Bronchitis in die Oper gehen, um von seiner Umgebung Aufmerksamkeit zu erhalten'.

    Damit sei auch die Angst vor staatlicher Überwachung gesunken. Während das Volk mit in sich widersprüchlichen Begriffen wie 'sicheres Endlager, liberaler Hoffnungsträger oder katholischer Sektenbeauftragter' abgelenkt werde, probe Angela Merkel mit Nicolas Sarkozy die Machtübernahme im europäischen Haus. 'Und die Partei der ehemaligen Friedensbewegung lässt deutsche Soldaten für Wirtschaftspolitik in Afghanistan kämpfen, in der Hoffnung, dass ihre Särge aus nachwachsenden Rohstoffen stammen.' Doch weder die Steuersenkungspartei FDP, die sich lernresistent 'wie ein Schaf, das sich immer wieder im Elektrozaun verbeißt', zeige, noch die Linke mit ihrer ungewöhnlichen Verbindung zwischen 'Radio Luxemburg und Rosa Luxemburg' kam in Uthoffs irrwitzigen Vergleichen besser weg.

    Genauso wenig, wie die Heimatpartei des gelernten Münchener Juristen, die Edmund Stoiber 'aus dem Wachkoma der Europapolitik mit dem Defibrillatormarsch' wieder zurück zum politischen Aschermittwoch holte. Respektlos, bitterböse und mit sensationeller Wortakrobatik demaskierte der Kabarettist nicht nur den politischen, sondern auch den alltäglichen Wahnsinn. Religion, Wirtschaft und besonders die Gleichberechtigung nahm er bei seinem Auftritt gleichermaßen scharfzüngig ins Visier, sodass dem Zuschauer bei allem Gelächter von Anfang an klar war: 'Der Mann hat recht!' Uthoff ist frech, ohne schlüpfrig zu werden, und gibt sich entspannt, ohne Grimassen zu schneiden oder derbe Flüche vom Stapel zu lassen. Seine kluge Art zu parlieren faszinierte und machte Lust auf mehr.

    So war er zugleich Grabredner (auch in seiner Zugabe, einer Ansprache an die Trauergemeinde, die sich am Grab der FDP versammelt hat), als auch Profikiller, der mit stets scharfer Sprachwaffe höchst durchdacht auf das Wesentliche abzielte. Ein Höhepunkt des politischen Kabaretts, dem Podium-Chef Peter Brosche am Ende spontan den Publikumspreis 2012 verlieh.

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