Im Kemptener Klinikum ist ein junger Mann an der so genannten Neuen Grippe (H1N1-Virus) gestorben, der zuvor bereits unter einer chronischen Krankheit gelitten hatte. Das teilte das Oberallgäuer Landratsamt gestern mit, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Der Verstorbene soll aus dem nördlichen Landkreis Oberallgäu stammen. Er ist nach offiziellen Angaben der erste Allgäuer, der an der Neuen Grippe ("Schweinegrippe") gestorben ist. Die Zahl der Neuerkrankungen geht inzwischen allgäuweit deutlich zurück. Allerdings gibt es ohnehin keine Meldepflicht mehr.
Ende Oktober habe es einen Höhepunkt der Influenza-Erkrankungen gegeben, sagt Dr. Herbert Müller, Chefarzt der Kinder - und Jugendabteilung am Kemptener Klinikum und ärztlicher Direktor. In erster Linie seien davon Kinder und Jugendliche betroffen gewesen.
Durch die Herbstferien Anfang November sei die Infektionskette aber unterbrochen worden. Auch Andreas Kaenders, Pressesprecher des Oberallgäuer Landratsamtes berichtet, dass die Zahl der Neuerkrankungen bayernweit deutlich zurück gehe. Da es keine Meldepflicht mehr gibt, ist über die mögliche Dunkelziffer keine genaue Aussage möglich. Zudem gibt Kaenders zu bedenken, dass jedes Jahr schwer verlaufende Grippe-Erkrankungen bundesweit 9000 bis 11000 Todesopfer forderten. Bisher sind in Bayern 18 Menschen an der Neuen Grippe gestorben.
Unterschiedlicher Verlauf
"Die Krankheit verläuft sehr unterschiedlich", berichtet Dr. Müller. Einige Betroffene klagten nur wenige Tage über Glieder- und Kopferschmerzen, während bei anderen ein schwererer Verlauf bis zu zwei Wochen mit heftigen Beschwerden andauern könne. Zu den gefährdesten Personengruppen zählt der Mediziner Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit Vorerkrankungen. Tatsache sei, so Müller, dass im süddeutschen Raum und in den Alpenländern mehr Kinder und Jugendliche Erkrankten als beispielsweise in Norddeutschland.
Der Kemptener Mediziner erwähnt in diesem Zusammenhang die Infektion von vier Kindern in Südtitrol, bei denen die Krankheit einen tödlichen Verlauf genommen habe. Alle hätten intensiv Sport getrieben und eigentlich als gesund gegolten.
Wird ein mit der Neuen Grippe Infizierter ins Krankenhaus aufgenommen, herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen. Unter anderem, so Müller, werde ein solcher Patient einzeln untergebracht, Pfleger und (medizinisches) Personal tragen nach Müllers Worten Schutzbekleidung, spezielle Atemschutzmasken und Schutzbrillen. Nach wie vor ist im Allgäu - wie in ganz Deutschland - die Bereitschaft zur Impfung gegen die Neue Grippe gering.