Mit betretener Miene saß ein 20-Jähriger bei seiner Verhandlung vor dem Amtsgericht Sonthofen: Der junge Oberallgäuer hatte beim Viehscheid in Oberstaufen (Oberallgäu) im September gegen ein Polizeiauto uriniert und Polizisten beschimpft.
An das Ganze konnte er sich allerdings nicht mehr genau erinnern. Er hatte nämlich 16 halbe Bier getrunken. Richterin Brigitte Gramatte-Dresse verurteilte ihn zu einer Geldstrafe in Höhe von 80 Tagessätzen à 25 Euro. Er ist damit nicht vorbestraft und akzeptierte das Urteil. Der 20-Jährige sagte, dass er nicht nur ziemlich betrunken war. Er habe sich zudem mit seiner Freundin gestritten und sei deshalb genervt gewesen. Gegen 23 Uhr habe er dann "auf die Wiese neben dem Polizeiauto gepieselt". Das glaubte ihm die Richterin aber nicht: "Warum haben Sie danach zu dem Polizisten gesagt, Sie hätten gegen den Wagen uriniert?"
Und warum habe er es darüber hinaus bei einer Beleidigung nicht belassen, sondern insgesamt achtmal den Beamten und seine Kollegen mit ordinären Ausdrücken beschimpft? "Kleinvieh macht nämlich auch Mist." Darauf wusste der 20-Jährige nicht wirklich eine Antwort: "Ich habe doch keinen Stress mit Polizisten und habe mich bei einigen von ihnen inzwischen entschuldigt."
Für die Staatsanwältin war daraufhin klar: Der Angeklagte habe die Taten "größtenteils eingeräumt". Es sei "animalisch und ekelig", gegen ein Auto zu urinieren. Sie plädierte für eine Geldstrafe in Höhe von rund 2000 Euro.
Dazu verurteilte ihn Richterin Gramatte-Dresse denn auch: "Ein Rausch und ein Streit mit der Freundin sind keine Entschuldigungen für so etwas Dreistes und Unsinniges." Der Oberallgäuer habe offenbar seinen Frust an den Polizisten herausgelassen. Er entschuldigte sich erneut vor Gericht: "Es tut mir leid, so etwas wird nicht wieder vorkommen."
Mit Pfefferspray niedergestreckt Eine Geldbuße in Höhe von rund 500 Euro muss zudem ein 21-jähriger Österreicher bezahlen, der (in einem anderen Fall) beim Viehscheid in Oberstaufen "erheblichen Widerstand" gegen die Polizei geleistet haben soll (wir berichteten). Laut Anklage soll er dabei Beamte beleidigt und sich ziemlich aggressiv verhalten haben. "Ich wollte aber nur meinem Freund helfen", sagte der Mann vor dem Sonthofer Amtsgericht.
Er habe sich auch nicht mit Gewalt gegen die Polizisten gewehrt, sondern sei vor ihnen stehengeblieben. Und habe lediglich wissen wollen, warum sie seinen Freund festhielten. Daraufhin sei er gleich mit Pfefferspray niedergestreckt worden. Erheblich sei der Widerstand wohl nicht gewesen, meinte die Richterin. Deswegen verurteilte sie den jungen Mann nur zu der Geldbuße.