Memmingen (bsk). - Experten streiten noch, ob sich Jugendliche die Lust auf Alkopops von der neu eingeführten Sondersteuer tatsächlich nehmen lassen. Beschaffen lassen sich die berauschenden Getränke, die eigentlich nur an Volljährige verkauft werden dürfen, offensichtlich relativ einfach: Drei Jugendliche haben im Auftrag der MZ versucht, bei Memminger Händlern an Alkopops zu kommen. Das Fazit des Tests: Bei drei der sieben Anbieter gab's keine Probleme beim Kauf, zwei weitere ließen sich mit einem simplen Trick täuschen. Die 15-jährige Sonja sowie die beiden 16-jährigen Markus und Christian aus Hawangen sind selbst keine großen Fans von Alkopops, deren Alkoholgehalt meist zwischen fünf und sechs Prozent beträgt. 'Zu süß', lautet ihr Urteil. 'Wenn man es darauf anlegt, kommt man auf Partys oder in Kneipen und Festzelten allerdings relativ leicht an die Getränke', weiß Markus aus eigener Erfahrung. Die erste Station der MZ-Testkäufer ist der Supermarkt 'Sky', der in der Nähe des Vöhlin-Gymnasiums sowie der Wirtschafts- und Berufsschule liegt. Hunderte Jugendliche gehen hier täglich vorbei. Sonja und die zwei Jungs schnappen sich je eine Flasche 'Bacardi Breezer' und gehen ohne Umwege zur Kasse. Viel weiter kommen die drei allerdings nicht mit ihrem Mix aus Wodka und Saft. Wenn Kunden ihre Volljährigkeit nicht nachweisen könnten, dürfe sie keine Alkopops abgeben, sagt die Kassiererin und nimmt die Flaschen an sich. Anders verlaufen die Testkäufe etwa in der 'Esso'-Tankstelle, die nicht weit vom 'Sky'-Markt entfernt liegt. Direkt am Eingang ist eine Palette mit Alkopops aufgebaut. Sonja, Markus und Christian bedienen sich und zahlen die Getränke an der Kasse ohne Probleme. Dabei liegt die Verkäuferin gar nicht so falsch, als sie das Alter der drei wenig später auf 'so zwischen 16 und 17 Jahre' schätzt. Was aber hat sie dann dazu veranlasst, den harten Alkohol an die Jugendlichen zu verkaufen? 'Sie hat gesehen, dass die jungen Leute in einem Auto angefahren sind. Und wenn sie mit einem Fahrer da sind, kauft dieser eben den Alkohol, wenn sie ihn selbst nicht bekommen', erklärt Tankstellen-Pächter Harald Mayer das Verhalten seiner Angestellten. Wären die drei zu Fuß gekommen, hätten sie ohne Ausweis keine Alkopops erhalten, versichert er. Auf einen 'krassen Mitarbeiter-Fehler' führt es der Allguth-Pächter Bernd Douglas zurück, dass auch einer seiner Tankstellen-Kassierer ohne weiteres Alkopops abgegeben hat. 'Es gibt eine klare, schriftliche Anweisung für alle Mitarbeiter, dass in solchen Fällen der Ausweis verlangt werden muss.' An eine solche Vorgabe hält sich zwar die Verkäuferin einer Feneberg-Filiale, als Sonja, Markus und Christian bei ihr mit Alkopops an der Kasse stehen. Als Sonja ihr aber mehrmals versichert, ihren Ausweis zuhause vergessen zu haben, bekommt die 15-Jährige ihren 'Bacardi Breezer'. Filialleiter Jürgen Rock dazu: 'So etwas sollte natürlich nicht passieren. Wir haben strikte Anweisungen.'
Flüchtiger Blick Bei Käufen in einer Jet-Tankstelle sowie einer Aldi-Filiale bestehen die Verkäufer ebenfalls auf den Altersnachweis der Kunden. Als ihnen Markus allerdings seinen Roller-Führerschein zeigt, ist er nach einem flüchtigen Blick der Kassierer im Besitz der Alkopops. Auch an einer Kasse des Memminger 'Wal-Mart'-Supermarkts versucht er es mit dieser Masche - erfolglos. Das Personal erkennt den Schwindel.