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Judo ist eine zweite Haut und Lebensphilosophie

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Judo ist eine zweite Haut und Lebensphilosophie

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    Von Susanne Verspohl-Nitsche Altusried - Angefangen hat alles vor 18 Jahren, als die Mutter der Auffassung war: 'Eine Kampfsportart, das kann nicht schaden. Für Mädchen ist Judo eine gute Sache.' Mittlerweile sind aus den Grundschülerinnen von damals junge Frauen geworden, die ihrem Hobby treu geblieben sind und seit einiger Zeit ihr Wissen als Übungsleiter dem Nachwuchs des TSV Altusried vermitteln. Nach ihrer 24-jährigen Schwester Katrin hat nun auch die 25-jährige Susanne Freisinger die Prüfung zum Schwarzgurt erfolgreich abgelegt. 'Doppel-Schwarz' - damit nehmen die Geschwister eine Sonderrolle in der Gemeinschaft der Judoka ein.

    Außenstehende verstehen es nicht'Schuld' an ihrer sportlichen Leidenschaft ist Abteilungsleiter und Trainer Heribert Hartmann, der seinerzeit die befreundete Familie Freisinger auf den Geschmack gebracht hatte. Der Krugzeller, der sich derzeit auf die am 21. Oktober beginnende Europameisterschaft in Turin vorbereitet, nahm sie zunächst mit ins Training nach Altusried. Anfangs war sogar noch die älteste Freisinger-Tochter dabei, die jedoch nach drei Jahren mit Judo aufgehört hat. Die große Schwester, so sagen Susanne und Katrin, verdrehe mittlerweile die Augen, wenn das Gespräch daheim auf das Hobby komme: 'Schon wieder Judo', sei dann ihr Kommentar. 'Ja, ja. Den Judo-Tick versteht man als Außenstehender nicht', lächeln die beiden wohl wissend. Auch bei ihnen habe es anfangs immer wieder Phasen gegeben, wo sie aufhören wollten. 'Vor jeder Gurt-Prüfung haben wir gesagt, danach ist Schluss', schmunzeln sie. Denn die Anspannung davor sei für sie immer groß gewesen. Erst ab der Prüfung für den Braungurt gab es für die zwei keinen Zweifel mehr, dass sie ihrem Hobby treu bleiben. Seit diesem Zeitpunkt - vor neun Jahren - unterstützten sie die Judo-Abteilung des TSV Altusried zunächst als Assistenz-Trainer; mittlerweile betreuen sie mit einigen anderen Übungsleitern 40 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre. Ihnen bringen sie die Stand-, Boden- und Wurftechniken bei, die im Wettkampf und auch bei den Gurtprüfungen beherrscht werden müssen.

    'Da bist du auf dich allein gestellt'In verschiedenen Leistungsgruppen und Gewichtsklassen werden zunächst in der Allgäu-Liga interne Wettkämpfe absolviert - das haben Susanne und Katrin Freisinger auch gemacht. Der Wettkampf sei dann noch einmal eine besondere Situation für den Athleten. 'Da bist du ganz auf dich allein gestellt', betont Katrin Freisinger. Natürlich haben sich die Schwestern auch gegenseitig unterstützt; den Rest haben die Mama und der langjährige Trainer Leo Walter erledigt. Die Liebe zum Judo hat Katrin Freisinger in ihrem Beruf übrigens nicht geschadet: In ihrer Ausbildung zur Polizistin wendete sie die Hebeltechniken gut an, auch wenn der von der Polizei erlernte Kampfsport eher Jiu-Jitsu sei. Während ihrer Ausbildung, die sie im März 2005 abschloss, legte sie dann ihre Schwarzgurt-Prüfung (1. Judo-Dan) im Judo ab. Ihrer Schwester Susanne, die als Hauswirtschaftsleiterin in einer Behinderten-Werkstatt in Memmingen arbeitet, stand Katrin für die Prüfung zum Schwarzgurt als Partnerin zur Verfügung. 'Das war natürlich optimal für mich', erinnert sich Susanne. Als eingespieltes Team konnten sie sich hervorragend vorbereiten. Außerdem sei es wegen der besseren Hebelwirkung durchaus von gewissem Vorteil, als Tori (Angreifer) einen größeren und leichteren Uke (Geworfenen) wie Katrin zu haben. 'Ich war völlig aufgeregt', beschreibt die 25-Jährige ihre Gefühle bei der Prüfung, die in Ingolstadt stattfand. Nach insgesamt neun Vorbereitungslehrgängen bestand sie letztlich unter den Augen des bayerischen Prüfungsbeauftragten ihre Prüfung zum 1. Judo-Dan. Der selbst erarbeitete technische, taktische und methodische Teil fand besonderes viel Lob bei den Offiziellen, so Abteilungsleiter Heribert Hartmann stolz. 'Judo', sagen die zwei Schwestern, 'ist eine Lebensphilosophie. Es ist wie eine zweite Haut.' Nur mit Ausdauer, Liebe und Interesse an dieser Sportart könne man so weit kommen.

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