Riesen-Party im Konfetti-Regen Von Sylvia Rustler Memmingen Sonntags 13.01 Uhr: donnernde Trommelschläge hallen durch die Innenstadt. 'Es geht los', ruft der kleine Philipp aufgeregt. Der Sechsjährige steckt in einem lila-weiß-gefleckten Kuh-Kostüm. Gerade marschiert die Hausemer Guggenmusik den Schweizerberg hinunter. Ihre blau-goldenen Kostüme und der silberne Kopfschmuck glänzen in der Sonne. Dann stürmt eine Stadtbachhexe auf den kleinen Jungen zu: 'Wo nei?' fragt sie. 'D‘Bach nei!' ruft Philipp, zeigt grinsend seine Zahnlücke und hält die Hand um ein Bonbon auf.
Zu ihrem elften Geburtstag richten die Memminger Stadtbachhexen die Narrentage des Regionalverbands Bayerisch-Schwäbischer Fastnachtsvereine (BSF) aus. Gerade findet der Jubiläumsumzug statt. Am Tag zuvor sind die kleinen Narren in einem Kinderumzug durch den Stadtkern gezogen. Jetzt feiern gut 25 000 Zuschauer und 70 Faschingsgruppen mit insgesamt 3800 Teilnehmern ausgelassen auf den Straßen.
Mit scheppernden Ratschen läuft gerade der Schetterhaufen Unterkammlach ein. Eine Zuschauerin hält sich lachend die Ohren zu, wenig später schnappt sie nach einer der Brezen, die die Gruppe D‘Kindinger Fosanegl unters Volk werfen. Dann fliegen ganze Würste durchs Publikum. Die Schwarzwaldhexen Bühlertal lassen die Würste vom Wagen plumpsen oder schmeißen sie in die weit geöffneten Fenster der Häuser. Und ab und zu lassen die Hexen auch Konfetti auf die im Rhythmus wogende Masse regnen. 'Hölle, Hölle, Hölle' singen die Besucher lauthals. Von weitem sind schon die Schlossbergschalmeien Niedrrieden zu hören. 'Guggenmusik gefällt mir am besten', sagt Zuschauer Alexander Beer. Den Guggen-Sternmarsch am Vortag habe er deshalb auf keinen Fall verpassen wollen. 'Das war super. Auf dem Marktplatz war eine tolle Stimmung.'
Dann sind die Glocken der Narrenzunft Lachende Kuh Isny zu hören. 'He' rufen die Kuhgesichter. 'Muh!' geben die Zuschauer im Chor zurück. Einige tanzen. 'Hoorig, hoorig, hoorig' schreien die nächsten Narren und warten auf eine Antwort aus dem Publikum. Der kleine Phillip zupft seine Mutter am Ärmel: 'Wie muss man da sagen?' ',Isch die Katz‘ heißt‘s', sagt sie. Und Philipp brüllt was sein dünnes Stimmchen hergibt.
Mit kurzen weiß-roten Röcken marschieren wenig später die Gardetänzerinnen der Narrenzunft Aitrach vorbei. 'Jetzt gibt's was fürs Auge', flüstert ein Mann seinem Nachbarn augenzwinkernd zu. 'Was fürs Männerauge', antwortet eine Frau. 'No it hudla - Ofanudla' schreien die Aitracher währenddessen und werfen Rohrnudeln in die gröhlende Menge.
Kurz darauf ziehen die Burghexen Alttrauchburg eine junge Frau aus der Menschentraube, stecken sie in einen Zuber und übersähen sie mit Konfetti. Danach läuft Witwe Bolte samt Haube und Kochlöffel ein und Max und Moritz, die auf einem Wagen sitzen, lassen an Angelruten befestigte, nackte Gummihühner übers Publikum baumeln.
'Isch des a Gaul', staunt Philipp, als ein Narr mit Pferdekopf und dickem Fell vorüber geht. Und mit weitaufgerissen Augen sagt er: 'Ich würde auch gern mal bei einem Umzug mitlaufen.' 'Selber Mitlaufen?' Zuschauer Alexander Beer schüttelt lachend den Kopf: 'Nein, so verrückt bin ich dann doch nicht.'
iWeitere Bilder von den Narrentagen im Internet unter der Adresse www.all-in.de/bilder