Durch die Aufhebung der allgemeinen Ausgangsbeschränkungen sind in Bayern wieder Motorradtouren möglich, ohne dass es einen triftigen Grund zum Verlassen der Wohnung bräuchte. Zum verspäteten Saisonstart 2020 erklärt Markus Adler, Bereichsleiter Einsatzdienste, Ausbildung, Bevölkerungsschutz der Johanniter in Bayerisch Schwaben, worauf Auto- und Motorradfahrer jetzt achten sollten: „Mehr als die Hälfte aller Motorradunfälle werden von Autofahrern verursacht, weil sie Motorräder übersehen. Ein Schulterblick beim Spurwechsel kann viele Unfälle vermeiden. Ganz wichtig ist, dass Autofahrer vor dem Abbiegen oder beim Spurwechsel rechtzeitig blinken. Für Motorrad- wie Autofahrer gilt: Auf kurvigen Straßen unbedingt auf der eigenen Spur bleiben. In unserem Verbandsgebiet gibt es viele Hotspots, an denen Motorradfahrer verunglücken. Seien es die Passstraßen, zum Beispiel das Oberjoch, oder die Autobahnen und Bundesstraßen, wie die A8 oder die B12. Hier ist besondere Vorsicht aller geboten und eine angepasste Geschwindigkeit." Viele Menschen sind unsicher, wie man in Zeiten der Corona-Pandemie Erste Hilfe leisten kann. Dazu Markus Adler: „Grundsätzlich ist jeder Mensch zur Leistung von Erster-Hilfe- Maßnahmen verpflichtet. Einen Notruf absetzen, das kann jeder. Ersthelfer sollten aber immer auch auf den Eigenschutz achten und sich selbst nicht in Gefahr begeben.“
Helm muss bei Bewusstlosigkeit von Ersthelfern abgenommen werden
Wenn es trotz aller Vorsicht zu einem Motorradunfall kommt, muss ein Ersthelfer zunächst die Unfallstelle absichern. Wenn möglich sollte zeitgleich durch eine weitere Person der Notruf unter 112 durchgeführt werden. Ist der Motorradfahrer bewusstlos, muss der Helm des Betroffenen abgenommen werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Verletzte nicht an Erbrochenem oder seinem eigenen Blut erstickt. Wird durch die Atemkontrolle eine normale Atmung festgestellt, sollte der Verletzte in die stabile Seitenlage gebracht und spätestens dann der Notruf unter 112 durchgeführt werden, falls dies nicht durch eine weitere Person bereits geschehen ist. Die Atmung des Verletzten ist regelmäßig zu kontrollieren. Da Bewusstlose sehr schnell auskühlen, sollte der Wärmeerhalt mittels Rettungsdecke erhalten werden. Kann beim Verunfallten keine Atmung festgestellt werde, müssen Ersthelfer sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Dabei kann aktuell auf eine Beatmung verzichtet werden, wenn Unsicherheit besteht, ob die leblose Person an COVID-19 erkrankt ist. Adler erklärt: „Sie setzen den Notruf ab und führen anschließend ununterbrochen die Herzdruckmassage durch. Gleichzeitig kann das Gesicht der betroffenen Person mit einem Tuch oder einem Kleidungsstück abgedeckt werden, um das Risiko einer Tröpfcheninfektion zu minimieren.“ Wer so handelt, rettet Leben. Die Johanniter empfehlen daher eine regelmäßige Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse.
Die Tipps im Überblick
Für Motorradfahrer:
- Gewissenhafte Funktionsprüfung des Motorrads (z.B. Reifenluftdruck) zum Saisonstart
- Nie ohne komplette Schutzkleidung (auch für den Sozius) auf die Straße
- Kühlen Asphalt und dadurch verminderte Griffigkeit bei Kurvenfahrten bedenken
- Besonders auf Fahrbahnverschmutzung und Straßenschäden achten
- Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
- Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben
Für Autofahrer:
- Schulterblick vor dem Spurwechsel
- Vor dem Abbiegen und beim Spurwechsel frühzeitig blinken
- Lieber zweimal schauen: Motorräder sind schmal und werden oft übersehen
- Besonders vor dem Wenden, Ausscheren und Abbiegen auf überholende Motorräder achten
- Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
- Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben