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Jochpass hat nichts vom Reiz verloren

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Jochpass hat nichts vom Reiz verloren

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    Bekannte Größen am Start ­ Memorial soll Fortsetzung erfahren. Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Swarofsky Hindelang-Oberjoch Er zählt nach wie vor zu Deutschlands beliebtesten und wohl auch schwersten Bergrennstrecken: Der Jochpass von Hindelang nach Oberjoch war und ist in der Szene immer noch up to date. Das zeigte sich wieder beim 2. Internationalen Jochpass-Memorial. Mit 140 Oldtimern und Motorrädern verzeichneten der Verein 'Jochpass-Oldtimer-Memorial' als Veranstalter und die Allgäuer Sportgemeinschaft Hindelang-Oberjoch im ADAC (mit Hilfe des MC Oberallgäu) als Ausrichter ein Starterfeld, das die Premiere vor einem Jahr in den Schatten stellte. Waren es heuer doch mehr als doppelt so viele Teilnehmer bei dieser Gleichmäßigkeitsprüfung. 'Es freut uns, dass sich unsere Veranstaltung schon nach so kurzer Zeit so großer Beliebtheit erfreut', erklärte Toni Morent, der Erste Vorsitzende des 'Jochpass-Oldtimer-Memorial'.

    Es waren bekannte Fahrer am Start, die in früheren Jahren schon große Erfolge am Jochpass gefeiert haben. So beispielsweise mit dem Schweizer Fredy Amweg (51) und dem Deutschen Herbert Stenger (53) aus Sommerkahl bei Aschaffenburg auch zwei absolute Ausnahmekönner. Amweg hält noch heute mit 3:08,26 Minuten den Streckenrekord, und über Stenger große Worte zu verlieren, hieße 'Eulen nach Athen' tragen. Sechsmal war der Installationsmeister schon Europameister am Berg und neunmal 'Vize' sowie viermal deutscher Titelträger. Obwohl Stenger inzwischen in die Jahre gekommen ist, hält er dem Ansturm der Jugend immer noch stand. 18 Rennen absolvierte er in diesem Jahr, davon gewann er 15, wurde zweimal Zweiter und einmal Dritter.

    An den Jochpass war Stenger wie im Vorjahr mit einem 'Museumsstück' gekommen: einem Ford Capri aus dem Jahre 1978. Sein Auftritt mit dem 500 PS starken Boliden war allerdings nur kurz: Schon beim ersten Trainingslauf war nach wenigen hundert Metern ein Knacken im Motor zu hören. Der Schaden am Zylinderkopf und an den Ventilen war trotz größter Bemühungen nicht zu beheben.

    Rekord wird alt

    Was Fredy Amweg betrifft, so glaubt er, 'dass mein Rekord einmal so alt wird wie mancher Oldtimer, der hier am Start ist'. Nur für den Fall, dass wieder einmal 'ein echtes Jochpass-Rennen' stattfindet, sieht er ihn in Gefahr. 'Zum einen sind die Autos viel schneller geworden und zum anderen wurde auch der Pass ausgebaut.'

    Dass es jemals wieder ein Jochpass-Rennen geben wird, ist eher unwahrscheinlich. 'Dafür fehlen uns die Voraussetzungen', glaubt Bürgermeister Roman Haug. 'Wir sind schon froh, wenn wir das Memorial jedes Jahr abwickeln können.' Dazu wurde eigens ein Verein gegründet, dessen Mitglieder für 30 000 Mark geradestehen, während die Marktgemeinde in gleicher Höhe eine Ausfallbürgschaft übernommen hat. 'Es ist schwer, Sponsoren zu gewinnen, doch wir wollen weitermachen', bekennt Haug. Das Gemeindeoberhaupt wagte sich übrigens als Co-Pilot von Fredy Amweg mit einem edlen Lagonda Rapier (120 PS) aus dem Jahre 1935 auf den Kurs. Auch die Zweite Hindelanger Bürgermeisterin Christl Brutscher tat es ihm gleich: Sie war Beifahrerin von Ingeborg Knebel auf einem Porsche 356 A Cabrio.

    Vom Schrotthändler

    Ältestes Fahrzeug war ein American la France 75 aus dem Jahre 1917 mit 14 500 ccm Hubraum, sechs Zylindern und 145 PS. Er verbraucht auf 100 Kilometer etwa 35 bis 40 Liter Sprit. Besitzer ist der 66-jährige Schweizer Jakob Richi, der das Fahrzeug vor drei Jahren von einem Schrotthändler in England 'in einem sehr schlechten Zustand gekauft hat'.

    Zusammen mit seinem Freund Albert Baumgartner (56) hat Richi ihn 'in mühevoller Arbeit' aufgebaut, so dass er jährlich an vier bis fünf Wettbewerben teilnimmt. Heuer war das Team auch bei der Rallye Basel­Paris dabei und belegte unter 236 Startern den 112. Platz. 'Ein schöner Erfolg für uns', gesteht das Duo.

    Übrigens: Ersatzteile sind nicht leicht zu bekommen, wenn überhaupt, dann nur von Sammlern in England (Richi: Die sind ganz verrückt). Meistens müssen die beiden Schweizer aber in 'Handarbeit' die Ersatzteile selbst anfertigen. Auch das älteste Motorrad kam aus der Schweiz: Albert Homberger steuerte eine FN Grand Prix au dem Jahre 1928 mit 496 ccm Hubraum, einem Zylinder und 17 PS die 104 Jochpass-Kurven hinauf.

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