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Jetzt tanzen die Männer nach ihrer Pfeife

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Jetzt tanzen die Männer nach ihrer Pfeife

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    Jetzt tanzen die Männer nach ihrer Pfeife
    Jetzt tanzen die Männer nach ihrer Pfeife

    Von Martin Peter Kempten Elf Jahre lang ist Siegfried Irl schon Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Kempten/Oberallgäu, aber was der Kemptener heuer erlebte, war auch für ihn ein absolutes Novum: Mit Christina Saft, Nadine Furtner, Simone Spiegler und Maria Nimsz-Gröger nahmen gleich vier Frauen wie berichtet im Januar am Neulingskurs teil - und verblüfften selbst den alten Hasen. 'Das letzte Mal, dass gleichzeitig zwei Frauen einen Neulingskurs gemacht haben, ist sicher schon zehn Jahre her', erinnert sich der 56-Jährige. 'Aber vier Frauen in einem Jahrgang - das hatten wir noch nie.'

    Als Exoten sieht Irl die vier Frauen dennoch nicht, wenngleich diese Bezeichnung zumindest in Teilen auf Maria Nimsz-Gröger zutrifft. Als Übungsleiterin für Turnen beim TV Weitnau ist die Ungarin mit ihren 33 Jahren schon fast eine Ausnahme, zumal sie zuletzt vor über 20 Jahren hinter den Ball getreten hat. Und das nur mit mäßigem Erfolg. 'Ich war unbegabt', erinnert sie sich. 'Vielleicht werde ich ja deshalb Schiedsrichterin', wirft sie lachend hinterher. Zudem gefällt ihr, dass künftig auch die Männer nach ihrer Pfeife tanzen. 'Schlecht ist das nicht', sagt sie, warnt aber zugleich: 'Vorsicht, Frauen sehen alles.'

    'Mädels wesentlich ehrgeiziger'

    Daran, dass Schiedsrichterinnen ihre Aufgabe genauso gut erledigen wie ihre männlichen Pendants, lässt auch Lehrwart Irl keinen Zweifel. 'Mir ist an den Lehrabenden aufgefallen, dass die Mädels wesentlich ehrgeiziger sind', sagt er und räumt den vier Neulingen durchaus Aufstiegschancen ein. 'Der Verband sucht verstärkt Schiedsrichterinnen. Wer gut ist, kann es bis in die Regionalliga oder sogar bis in die Bundesliga der Frauen schaffen.'

    So hoch muss es für Simone Spiegler aber nicht hinausgehen. 'Also Champions League ist nicht geplant', sagt die 16-Jährige. 'Bisher habe ich ja noch nicht mal ein Spiel gepfiffen.' Noch müssen die Frauen einen Konditionstest absolvieren. 'Einen Kilometer unter acht Minuten laufen - das sollte doch zu schaffen sein', sagt die Gymnasiastin. In der Zeit um Ostern herum werden die Vier dann erstmals bei Junioren-Begegnungen eingesetzt. Mit dabei ist dann ein so genannter Pate, der allen Neulingen am Anfang der Karriere zur Seite steht.

    'Das wird sicher eine spannende Geschichte', freut sich die 13-jährige Christina Saft. 'Man denkt gar nicht, wie viel auf einen Schiedsrichter zukommt.' Bereits seit sieben Jahren spielt sie Fußball, seit einem Jahr beim SV 29 Kempten. Aber erst jetzt versteht sie die Zeichen des Unparteiischen richtig. 'Warum der bei manchen Freistößen den Arm hebt und bei anderen nicht, habe ich bisher nie so richtig verstanden.' Inzwischen weiß sie, dass damit ein indirekter Freistoß angezeigt wird. Und noch etwas hat sie mittlerweile gelernt zu unterscheiden: Wer ein guter Schiedsrichter ist - und wer nicht. 'Das merke ich jetzt sofort', sagt Christina.

    'Das kriegen wir in den Griff'

    Sorgen, sich nicht durchsetzen zu können, haben die Vier nicht. 'Das kriegen wir in den Griff', sagt Nadine Furtner. Leicht wird es aber nicht. 'Das Regelwerk ist nicht so einfach und umgesetzt werden muss es ja auch noch', so die 14-Jährige. Zu Übungszwecken diskutiert sie mit ihrem Bruder strittige Entscheidungen vor dem Fernseher. 'So lernt man, sich gegen Männer durchzusetzen.'

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