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Jennifer Vahlbruch zeigt im Alpinmuseum Kempten faszinierende Breitwand-Fotografien

Ausstellung «Panorama!»

Jennifer Vahlbruch zeigt im Alpinmuseum Kempten faszinierende Breitwand-Fotografien

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    Jennifer Vahlbruch zeigt im Alpinmuseum Kempten faszinierende Breitwand-Fotografien
    Jennifer Vahlbruch zeigt im Alpinmuseum Kempten faszinierende Breitwand-Fotografien Foto: ralf lienert

    Jennifer Vahlbruch liebt die Allgäuer Berge. Vor allem den Weitblick, den man genießen kann, wenn man hinaufsteigt auf die Anhöhen und Gipfel. Doch immer wenn sie nach Hause kam und die vielen Fotos sichtete, die sie auf ihren Wanderungen gemacht hatte, folgte die Enttäuschung: "Das Gefühl, das ich in den Bergen hatte und vor allem diesen Weitblick, das vermisste ich auf den Fotos", erzählt die 34-jährige Kemptenerin.

    Doch dann entdeckte sie die Möglichkeiten der digitalen Fototechnik, und dass dadurch ausdrucksstarke Panorama-Fotografien möglich sind. Seit vier Jahren hat sich die Autodidaktin und passionierte Wanderin auf Bergpanorama-Bilder spezialisiert. 13 faszinierende Arbeiten zeigt sie nun im Rahmen der Ausstellung "Panorama! - Allgäuer Berge von oben sehen" im Alpinmuseum in Kempten. Es sind Bilder, die einen sogleich packen. Die einen hineinziehen in die Landschaft. Natürlich erfolgt dies zunächst über die großen Bildformate. Bis zu vier Meter lang und jeweils 60 Zentimeter hoch sind die imposanten Breitwandbilder. Komponiert sind sie in der Regel aus sieben hochformatigen Einzelbildern, die mittels Stativ und Panoramaplatte gemacht wurden. Am Computer fügt Jennifer Vahlbruch die Einzelaufnahmen zu einem Ganzen zusammen. "Mein Rechner hat da angesichts der großen Datenmenge schon einiges zu leisten", sagt sie.

    Das Staunen über die Weiten der Allgäuer Berge ist das Eine. Oftmals verfügen Vahlbruchs Panorama-Bilder (dazu gehört auch ein 360-Grad-Panorama von der Kogelseespietze) aber auch noch über eine andere, eher poetischere Qualität. Beispielsweise die Arbeiten "Wolkenmeer", "Rappenseehütte" oder "Biberkopf".

    Unweigerlich geht der Blick des Betrachters hier auf die Strukturen der Berge, ihre Falten, Risse, Verwundungen.

    Plastisch wirkende Wolken zaubern Schattenkleckse auf die Hänge ("Biberkopf") oder füllen wie Watte ein Tal auf ("Wolkenmeer"). "Ich finde unsere Berge sind rustikal und filigran zugleich", erklärt die in Laupheim geborene und seit 1996 im Allgäu lebende Fotografin in ihrem Ausstellungsbegleittext. Verantwortlich für die Brillanz, die diesen Bildern eine wunderbare Tiefe verleiht, ist die sogenannte HDR-Technik (High Dynamic Range). Dabei legt Jennifer Vahlbruch jeweils drei Bilder - ein normal belichtetes, ein über- und ein unterbelichtetes Foto - übereinander.

    Am stärksten ist vielleicht ihre "Allgäuer Abendstimmung", ein dunkles Werk, das die Bergwelt geheimnisvoll und mythisch erscheinen lässt. Fast fühlt man sich an die urzeitliche Allgäuer Ork-Welt des Kemptener Fantasy-Bestseller-Autors Michael Peinkofer versetzt, in der es auch dunkel zugeht, wobei immer aber auch irgendwo ein Licht Hoffnung verheißt.

    Die 13 - leider viel zu eng gehängten - Panorama-Bilder sind freilich nur ein Teil der Ausstellung "Panorama!" im kleinen Sonderausstellungsraum des Museums. Wer sich ein Aha-Erlebnis bewahren will, der sollte freilich beim Gang in den ersten Stock die ersten beiden Panorama-Bilder Vahlbruchs achtlos liegen lassen und zunächst in eine andere Welt eintauchen.

    Gezeigt wird nämlich zunächst eine vielgestaltige Auswahl von Gesamtansichten zur Allgäuer Bergwelt von 1560 bis heute. Dazu gehören historische Landkarten, Postkarten aus den 1950er Jahren etwa, Gouachen mit Bergansichten, Bergler-Tusche-Karikaturen von Adolf Hengeler (1863 - 1927), Postkarten oder Vogelschau-Reliefs des Allgäuers Josef Ruep (1886 - 1940).

    Beginn der Kartografie im Allgäu

    Schmuckstücke sind etwa die älteste bildliche Darstellung des Allgäus (der Holzschnitt "Cosmographia" von Sebastian Münster (1488 - 1552) oder ein kolorierter Kupferstich von David Setzlin aus dem Jahr 1572 ("Circulus sive liga" oder "Der schwäbische Kreis") oder eine Allgäu-Karte (1624) des Memminger Baumeisters Christoph Hurter (1576/77 - 1634). Die Karten von Setzlin und Hurter gelten als Ausgangspunkt der Kartografie im Allgäu und in Schwaben.

    Und natürlich geht es um markante Allgäuer Berge, etwa den "König der Allgäuer Alpen", den 2592 Meter hohen Hochvogel oder die 2645 Meter hohe Mädelegabel. Oder um Menschen wie den Oberstdorfer Johann Baptist Schraudolph (1826 - 1908), der die Mädelegabel über 400 Mal erklomm. Zudem können die Besucher am Bildschirm einen 3D-Flug über das Gottesackerplateau oder den Heilbronner Weg machen und an einer Internet-Station Bergtouren im Allgäu ansehen und audrucken. Insgesamt also viel Stoff für Bergfreunde - nur leider auf viel zu wenig Raum.

    Öffnungszeiten (bis 13. November): täglich außer Montag 10-16 Uhr; Führungen jeden Samstag um 14 Uhr.

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