Palmsonntag leitet Abschluss der Karwoche ein Auf Palmweihe und Prozessionen folgt das Auferstehungsfest Ostern. Von Josef Hölzle Unterallgäu Der sechste Sonntag in der 40-tägigen Fastenzeit ist der Palmsonntag, der den Abschluss der Karwoche einleitet. Mit diesem Tag beginnt die Karwoche, die Leidenswoche Christi, an deren Ende Ostern als Auferstehungsfest steht. Im Mittelpunkt des morgigen Palmsonntags stehen die Palmweihe und Palmprozessionen.
Die Benennung 'Karwoche' kommt von dem altdeutschen Wort 'Char', das 'Trauer' und 'Klage' bedeutet. Damit ist die Woche der Trauer über den Kreuztod Jesu gemeint. Am Palmsonntag erinnern sich die Christen an den Einzug Christi in Jerusalem. Jesus, so die Überlieferung, ritt auf einer Eselin in die Stadt, die Menschen riefen 'Hosianna' und streuten zum Zeichen seiner Königswürde Palmzweige auf den Weg.
Kunstvolle Boschen
Aus diesem Einzug Jesu in Jerusalem haben sich Liturgie und Brauchtum des Palmsonntags entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Weihe der 'Palmen'. Dies sind bei uns ersatzweise Weidenkätzchen, aber auch Buchsbaum und Immergrün. Nach altem Brauch werden daraus 'Palmboschen' gebunden, die dann zum Weihen in die Kirche getragen werden. Diese Boschen werden oft kunstvoll hergerichtet und bunt verziert. Das Binden und Fertigen von Palmboschen hat in den letzten Jahren auch im Unterallgäu wieder viele Freunde gefunden. Die Palmzweige werden vom Pfarrer geweiht und erhalten somit einen besonderen sakramentalen Charakter. Gläubige sprechen ihnen spezielle Segenskräfte zur Abwehr von Krankheiten und Unwetter zu. Das Palmgebinde wird im Haus sorgfältig aufbewahrt.
Einige Zweige kommen an das Kreuz im Herrgottswinkel. Früher vergaß der Bauer auch nicht, Zweige in Stall und Scheune zu stecken. Weil man an ihre Segenskraft glaubte, gab man auch dem Vieh ein paar Palmkätzchen ins Futter. Bei Gewittern warf man vorsorglich geweihte Palmkätzchen ins Feuer. Viele Menschen schluckten früher etliche Palmkätzchen, um gegen Krankheiten gefeit zu sein.
Ochsen stehen früh auf
In Erinnerung an den Einzug Jesu gibt es schon seit Jahrhunderten die Palmprozessionen, die in unseren Kirchengemeinden auch heute noch zum Brauchtum gehören. Ursprünglich wurde dabei ein leibhaftiger Esel mitgeführt. Später wurde daraus ein weniger störrischer hölzerner Esel. In der Aufklärung im 18. Jahrhundert wurde jedoch auch dies verboten und viele dieser hölzernen Prachtexemplare wurden 'geschlachtet'. Nur noch wenige Restexemplare sind heute in Museen zu bewundern. Als Begriff taucht der Palmesel noch am Palmsonntag auf. Man verspottet denjenigen in der Familie als Palmesel, der zuletzt aufsteht, zu spät kommt oder verschlafen hat. Der Erstaufsteher dagegen wird 'Palmochs' genannt.
Während die Palmprozessionen heutzutage nur noch kurze Wege nehmen oder innerhalb der Kirche stattfinden, waren sie in früheren Zeiten große Dörfer verbindende Wanderungen. Die Buben, die den Palmesel zogen, wurden mit 'Zweipfennig Bretzgen' beschenkt, die man Palmbretzen nannte. Der Palmsonntag heißt in der Sprache der Kirche 'Palmarum', früher sagten die Leute in unserer Gegend dazu gern 'Bolladag'.