Kempten (bkl/low). - Endlich hat es wieder einmal geklappt: 20 Jahre ist es her, dass zuletzt ein deutscher Kämpfer eine Karate-Europameisterschaft gewann. Der heutige Bundestrainer Efthimios Karamitsos sicherte sich damals den Titel. In Rijeka (Kroatien) bei der Jugend- und Junioren-EM war es nun wieder soweit: Jayson Schinköthe holte Gold in der Jugend. Der 17-jährige Karate-Kämpfer kommt aus Kempten und gehört dem dortigen Karate Dojo an. Für ihn war es der größte Erfolg seiner bisherigen sportlichen Karriere. 'Nie hätte ich gedacht, dass ich das schaffe. Ich kann es auch jetzt noch gar nicht fassen', freut sich Schinköthe.
Mit Wunderkerzen empfangen Die Freude war auch bei seiner Familie und den Freunden aus dem Verein groß. Sie bereiteten ihrem frisch gebackenen Europameister einen feierlichen Empfang, als dieser mit seinem langjährigen Trainer Roland Lowinger abends am elterlichen Haus in Kempten ankam. Mit Wunderkerzen und 'hausgemachter' Musik wurden sie dort begrüßt. 'So überrascht wie der Jayson hier war, so überrascht waren wir am Tag zuvor', erinnert sich Jürgen Schinköthe. Der Vater wurde per Handy über die Erfolge seines Sohnes informiert. Bereits zwei Tage vor den Titelkämpfen reisten die EM-Teilnehmer in Kroation an, um sich zu akklimatisieren und vom Bundestrainer den letzten Schliff zu bekommen. Am Tag der Entscheidung gingen dann Karate-Kämpfer aus 40 europäischen Ländern an den Start. Souverän kämpfte sich der Allgäuer in der Kategorie Kata (ein Scheinkampf gegen mehrere imaginäre Gegner) bis ins Finale vor. Dabei setzte er sich in der ersten Runde mit der Kata Jion und in der zweiten Runde mit der Kata Kanku-Dai (jeweils mit 3:0) durch. Die nächste Hürde war der Pole Nochowitz. In der von Schinköthe gewählten Kata Kanku-Sho schlich sich zwar eine kleine Unsicherheit ein, die Schiedsrichter entschieden sich dann aber trotzdem mit einem 2:1 für den Kemptener.
Kraftvoll und dynamisch Auch der Kampf gegen den Lokalmatador Naletina aus Kroatien, der vom Publikum lautstark unterstützt wurde, ging nach einer hervorragend ausgeführten Kata Goshosihosho mit 3:0 an Schinköthe, der somit im Finale stand. Dort wartete der Spanier Jover auf den jungen Deutschen. Gegen ihn führte Schinköthe seine Kür-Kata Gankagu derart kraftvoll und dynamisch aus, dass er sich den Sieg mit einem noch nie da gewesenen 5:0 holte. Die Freude über den EM-Titel war auch bei Schinköthes Trainer riesengroß. Lowinger, der in Kroation selbst als Kampfrichter fungierte, hatte sich zwar Chancen für seinen Schützling ausgerechnet, mit einem so klaren Sieg hätte er jedoch niemals gerechnet: 'Es war ein verdienter Lohn für die vielen zusätzlichen Trainerstunden.' Vater Schinköthe ist sich sicher, dass es auch ein großer Verdienst Lowingers war. 'Er kümmert sich um Jayson wie um seinen eigenen Sohn. Und es ist für den Jungen wichtig, dass er seinen Vereinstrainer bei so wichtigen Ereignissen immer an seiner Seite hat.' Jayson selbst hatte sich für die EM in Kroation ein 'jetzt oder nie' als Ziel gesteckt. Schließlich war es das letzte Mal, dass er in der Jugend antreten durfte. Ab jetzt startet der 17-Jährige in der Junioren-Klasse. 'Da werden die Kämpfe um einiges schwerer werden.'