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Ist Mackies Messer doch noch scharf?

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Ist Mackies Messer doch noch scharf?

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    Ist Mackies Messer doch noch scharf?
    Ist Mackies Messer doch noch scharf? Foto: adi ballerstedt

    von Armin dorner|Lindenberg'Ist Mackies Messer knapp 80 Jahre nach der Uraufführung der 'Dreigroschenoper' noch scharf?', fragte eingangs Uli Mayer. Auch wenn die Antwort offen bleibt - es war eine unterhaltsame Revue, die das wieder auferstandene Theater Blauer Kater im Café Herberger aufführte.

    Regisseurin Elisabeth Gessau hatte das Stück zum Teil selbst entschärft. Eine Publikumsbeschimpfung, die von Brecht gewünschte Kritik am Spießertum - 'Erst kommt das Fressen, dann die Moral' - findet nicht statt. Mutig genug, einen Brechtabend in ein Café zu verlegen, ohne Bühne, ohne Distanz zum Publikum. Die Besucher honorieren die Leistung mit anhaltendem Applaus, erbetteln sich so die Zugabe.

    Die szenische Lesung von Heide Mündelein, Uli Mayer und Elisabeth Gessau führt mit Augenzeugenberichten aus den Zwanzigerjahren in die (chaotische) Entstehungsgeschichte des Welterfolgs ein. Die Handlung und die Bedeutung der Opernparodie wird sehr ausführlich vorgetragen.

    Vor gut einem Jahr hat das Landestheater Schwaben im 'Löwen'-Saal mit der 'Dreigroschenoper' die Besucher mitgerissen. Das gelingt am ehesten mit den Moritaten und Gassenhauern, von Kurt Weill geschrieben, die den zweiten Teil des Abends (betitelt 'Der Mond über Soho') bestimmen.

    Der Profi Michael Neunteufel, ein Wiener Komponist am E-Piano, unterstützt die Laien-Sänger - Petra Wölfle, Nelly Janzen, Manfred Keckeisen und Erwin Rundel in den Hauptrollen - einfühlsam: Die Moritat von Mackie Messer, der Morgenchoral, der Anstatt-dass-Song, die Ballade vom angenehmen Leben, der Kanonensong, der Barbarasong (mit einer glänzend aufgelegten Petra Wölfle), das Seeräuberjenny-Lied, das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens oder das Eifersuchtsduett - alle passen erstaunlicherweise in die Stuben-Atmosphäre.

    Und die Moral von der Geschicht: 'Man sollte das Unrecht nicht zu sehr verfolgen', sagt Bettlerkönig Peachum. Irgendwie hat er Recht, denkt man. Ist das Messer doch noch scharf?

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