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Ist Lisa Marie ein Bubenname?

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Ist Lisa Marie ein Bubenname?

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    Ist Lisa Marie ein Bubenname?
    Ist Lisa Marie ein Bubenname?

    Von Stefanie Heckel Kempten Als ihnen der Brief des Kemptener Standesamts ins Haus flatterte, fielen Sandra und Markus Prinz aus allen Wolken. Der Grund: Die beiden hätten, so schrieb das Standesamt, für ihre neugeborene Tochter mit Lisa Marie einen Namen ausgewählt, der nicht eindeutig weiblich sei. In anderen Teilen der Welt könnten nämlich auch Buben so genannt werden.

    Nach einem kurzen Schriftverkehr ist die Angelegenheit inzwischen zwar erledigt - bei der Familie Prinz allerdings löst das Ganze jedoch immer noch Kopfschütteln aus.

    Ins Rollen gekommen war die Geschichte vor genau einer Woche. Als ihr kleines Mädchen gesund und munter im Kemptener Klinikum das Licht der Welt erblickte, waren Sandra und Markus Prinz überglücklich. Für das 52 Zentimeter große und 3130 Gramm schwere Neugeborene wählten die Eltern den Namen Lisa Marie - was zusammen in etwa so viel heißt wie 'vollkommenes Gottesgeschenk'. Ein schöner Name für ein Mädchen, schnörkellos, eindeutig, kurz und nichts, wofür ihr Töchterlein später einmal gehänselt werden könnte. So jedenfalls hatten es sich die Eltern überlegt.

    Dann allerdings kam der Brief des Standesamts. Neben Glückwünschen zur Geburt hieß es dort nämlich in Zeile drei: 'Die von Ihnen gewählten Vornamen Lisa und Marie sind international leider beide sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechts.' Und ein Stück weiter: 'Es gibt nun zwei Möglichkeiten für Sie: 1. Sie legen Ihrem Kind einen weiteren, eindeutig weiblichen Vornamen bei oder 2. Sie erklären auf dem beiliegenden Vordruck ausdrücklich, dass Sie den gewählten Vornamen als alleinigen Vornamen (...) wünschen und entbinden unser Standesamt von jeder Verantwortung, wenn es zu Komplikationen im internationalen Rechtsverkehr kommen sollte.'

    Da mussten Sandra und Markus Prinz erst einmal schlucken - wieso sollten die Vornamen Lisa und Marie denn nicht eindeutig weiblich und damit ein Problem sein? 'Im ersten Moment haben wir uns total geärgert', erzählt Sandra Prinz. Weil das Ehepaar keineswegs einen dritten Namen für sein Kind wählen wollte, entband es also per Unterschrift das Standesamt von jeder weiteren Verantwortung, sollte es wegen der Namenswahl jemals zu Schwierigkeiten kommen.

    Nachfrage also beim Standesamt. Was ist denn nun mit den Vornamen Lisa und Marie und warum sind sie nicht eindeutig weiblich? 'Es ist so, dass wir bei unserer Arbeit ein Handbuch der internationalen Vornamen benutzen', erläutert Marion Härtlein, stellvertretende Amtsleiterin. Und darin heißt es, dass in verschiedenen Ländern die Namen Lisa und Marie nicht eindeutig weiblich sind, sondern auch für Männer verwendet werden können. 'Deshalb war unser Brief eher als Hinweis gedacht', fügt Härtlein hinzu.

    Böse Absicht jedenfalls sei das Schreiben nicht gewesen - 'wir wollten da auf keinen Fall die Beurkundung verweigern'. Wobei, so gibt die Vize-Amtsleiterin zu, 'man in einem solch eindeutigen Fall tatsächlich hätte überlegen können, ob ein Brief wirklich notwendig ist'. Und wie ist das sonst bei den Vornamen - bekommen alle Eltern von Maries und Lisas solche Post vom Standesamt? Immerhin führt der Name Marie gemeinsam mit Maria seit Jahren die Namensstatistik der Stadt an - bei den Mädchen. 'Da der Fall ja eigentlich immer gleich ist, wohl schon', meint Härtlein.

    Sandra Prinz findet das Ganze trotzdem seltsam. 'Das ist doch ein rein bürokratischer Akt. Vor allem, wenn man mal überlegt, was das an unnötigen Portokosten erzeugt', meint die zweifache Mutter. Wirklich ärgerlich allerdings ist die Familie Prinz einige Tage später nicht mehr über die ganze Angelegenheit - 'jetzt lachen wir schon wieder darüber'.

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