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"Intelligente Kinder lernen langsamer als Dumme"

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    "Intelligente Kinder lernen langsamer als Dumme"
    "Intelligente Kinder lernen langsamer als Dumme" Foto: struck

    Hirschegg Bei den 10. Kleinwalsertaler Familiengesprächen wird Prof. Dr. Peter Struck über das Thema "Die 15 Gebote des Lernens" referieren. Der Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg war fast zehn Jahre Volks- und Realschullehrer und danach vier Jahre lang Schulgestalter in der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung in Hamburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem Sozial- und Schulpädagogik, Bildungspolitik sowie Familienerziehung.

    Was genau können wir uns unter den 15 Geboten des Lernens vorstellen?

    Peter Struck: Es geht darum, was uns die Hirnforscher übers Lernen sagen, was Schulen und auch Eltern ändern müssten und um die Tatsache, dass Buben anders lernen als Mädchen. Buben lernen am meisten übers Ausprobieren, Handeln und aus Fehlern, die sie machen. Mädchen lernen auch - und das vier Mal so viel wie ihre männlichen Mitschüler - übers Lesen, Zuhören und Sehen. Dadurch werden sie in der klassischen Schulausbildung bevorteilt.

    Wie sieht guter Unterricht Ihrer Meinung nach aus?

    Struck: Kinder lernen am besten beim Handeln und Anwenden. Außerdem lernen sie Neues um einiges besser von Gleichaltrigen als von gut ausgebildeten Lehrkräften. Daher unterstützen Gruppenarbeiten die Aufnahmefähigkeit, vor allem auch von Schwächeren.

    Was sagt uns die Hirnforschung noch über das Lernen unserer Kinder?

    Struck: Zum Beispiel, dass Intelligente langsamer lernen als Dumme. Letztere stimmen schneller zu, während intelligente Kinder sich mehr Gedanken machen. Jedes Kind braucht also eine eigene Erziehung. Jahrgangsübergreifende Klassen nehmen darauf Rücksicht. In diesen sogenannten "Lernwerkstätten" können die Großen und Kleinen voneinander lernen. Außerdem lernen jüngere Kinder mehr und besser, wenn sie nicht auf einem Stuhl sitzen müssen. Bewegung muss also erlaubt sein.

    Die finnischen Schulen haben im Ländervergleich stets sehr gut abgeschnitten. Was zeichnet diese Schulen Ihrer Meinung nach aus?

    Struck: Sie wenden die genannten Grundsätze an und die Schule wird dort rhythmisiert. Sie folgen der Tatsache, dass Fremdsprachen am besten in zehn Minuten Intervallen geübt werden und auf Mathe oder Physik am besten eine Handarbeitsstunde oder Sport folgt. Außerdem gibt es dort Ganztagsschulen. In Finnland beginnt die Vorschule bereits im ersten Lebensjahr und die besten Lehrer werden dort eingesetzt. Man baut sozusagen ein Frühwarnsystem auf.

    Was müsste in deutschen Schulen am Dringendsten verbessert werden?

    Struck: Wie in anderen Ländern müssten Ganztagsschulen eingeführt, eine obligatorische Vorschule aufgebaut und diese mit qualifizierten Lehrkräften ausgestattet werden. Die Lehrerausbildung muss um eine präventiv diagnostische Ausbildung erweitert und das Notensystem modifiziert werden. Der Druck ist bei den Kleinen schon viel zu hoch.

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