Die Zeit drängt, sagt Insektenforscher Alfred Karle-Fendt vom Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu. Auf vielen Wiesen in Schwaben überleben nur noch Blattläuse, Schwebefliegen und kleine Spinnen. Andere Tiere haben auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen keine Chance mehr zu gedeihen. Die Felder werden etwa sechs Mal im Jahr gemäht. Die Folge: Pflanzen wie der Wiesen-Bärenklau wachsen kaum noch, Falter und Grashüpfer verschwinden, und mit ihnen sterben Vögel wie die Feldlerche aus. „Das Zeitfenster zu handeln ist jetzt“, sagt Karle-Fendt. Unterschreiben eine Million Bürger das Volksbegehren „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“, wäre die Bayerische Staatsregierung tatsächlich verpflichtet zu handeln. Die Öko-Partei ÖDP hat das Volksbegehren in die Wege geleitet, ab Donnerstag, 31. Januar bis Mittwoch, 13. Februar können sich Wahlberechtigte in den Rathäusern eintragen. Die Kernforderungen des Volksbegehrens sind: Hecken, Bäume und kleine Gewässer sollen in der Landwirtschaft erhalten bleiben, blühende Randstreifen sollen an allen Bächen und Gräben geschaffen werden, einzelne, lokale Lebensräume sollen zu Biotopverbünden ausgebaut werden, der Pestizideinsatz soll deutlich sinken. Derzeit gibt es laut ÖDP etwa zehn Prozent ökologisch bewirtschaftete Fläche, 2030 sollen es 30 Prozent sein. Ein Wandel scheint greifbar. Doch nicht alle befürworten gesetzliche Regeln in diesem Bereich. Der Bayerische Bauernverband (BBV) etwa ist der Ansicht, dass mehr ökologische Landwirtschaft nicht per Gesetz verordnet werden kann, sondern durch Nachfrage wachsen sollte. Damit bringe der BBV das Volksbegehren in „Misskredit“, sagt der Landesvorsitzende des Bund Naturschutz, Richard Mergner. „Wir greifen nicht die Bauern an“, sagt er. Ziel sei, Insekten jetzt zu schützen und Landwirte langfristig entsprechend zu fördern. „Denn wenn es so weitergeht, kracht das Ökosystem zusammen.“
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