Projekt "Lebensraum Lechtal": Naturerlebnistage und Exkursion an den Füssener Lech Von unserem Redaktionsmitglied Jacqueline Fellner Füssen. Indianergeheul ertönt überm Galgenbichl. Eine Horde kleiner Abenteurer stürmt den Abhang hinab, nachdem sie die Teufelsinsel eingenommen hat. Die ersten und zweiten Klassen der Grundschule Füssen haben an zwei Tagen beim Naturerlebnistag des Projekts "Lebensraum Lechtal" das Naturschutzgebiet am Stadtrand unsicher gemacht. An Erwachsene richtete sich eine Exkursion an den Füssener Lech, bei der Peter Nasemann vom Alpenverein die Bedeutung des Flusses für die umliegende Landschaft deutlich machte."Heiliger Bimbam, wow", den Erstkläss-lern der 1d verschlägt es auf dem Galgenbichl die Sprache. Für die freiberufliche Natur- und Landschaftspflegerin Monika Härtle, die den Tag organisiert hat, ist diese Begeisterung ein Zeichen dafür, "dass es selbst in einem so ländlichen Gebiet nicht überflüssig ist, Umweltpädagogik zu betreiben". Das Projekt "Lebensraum Lech" will Einheimischen die Bedeutung des Lechs und der der flussbegleitenden Landschaft deutlich machen. Am Naturerlebnistag sollen die 100 Erstklässler Spaß daran finden, rauszugehen und im Freien zu spielen. Der Klassenlehrer der 1d, Klaus Engl, hat den Eindruck, Kinder seien heutzutage weniger in der Natur als früher. Wie sieht wohl der Waldgeist aus, den die Kinder suchen sollen? Weiß wie ein Gespenst oder braun wie der Waldboden? Der Baumstumpf am Waldrand ist schnell ausgemacht, sein Gesicht formen ein Pilz und Einkerbungen. Abenteuerlich ist der Weg zur nächsten Station: Steil bergab und durch hohes Gras tastet sich die Gruppe den Hang hinunter. Wer nicht ganz trittsicher ist, setzt sich lieber auf den Hosenboden und rutscht ein Stück. Unten angekommen, basteln die Kinder einen großen indianischen Traumfänger. Dafür tragen sie aus dem Wald und von der Wiese Zapfen, Blumen zusammen.
Einer hat sogar eine blaue Feder gefunden. Bei ihrer Suche entdecken ein paar Buben eine sumpfige Stelle. Schnell retten sie sich vom morastigen Grund auf festen Waldboden und taufen die Stelle Teufelsinsel. Spielerisch sollen die Sinne der Kinder für die Natur geschärft werden. Und "Spielzeug" hält der Wald im Überfluss bereit, etwa Zapfen zum Zielwerfen oder Äste, die mit den Füßen im Kreis herum gereicht werden. Als Andenken bastelt sich jeder eine Urkunde, die mit allem Schönen beklebt wird, was die Kinder im Wald gefunden haben. Eine Erkundungstour starteten auch an die 20 Teilnehmer der Exkursion an den Füssener Lech, geleitet von Peter Nasemann von der Alpenvereins-Sektion Füssen. Die Art und Weise, wie der Lech verändert wird, zeige, dass der Fluss nicht als der Wert erkannt wird, den er darstellt, sagt Nasemann. Er betrachtet das Gewässer nicht gesondert, sondern im Zusammenhang mit der "flussbegleitenden Landschaft". Entlang des Flusses seien beispielsweise Pflanzen aus dem Unterland wie aus dem Süden eingewandert. Der Lechgletscher formte die hügelige Seenlandschaft im südlichen Ostallgäu. "Der Lech in seinem Naturzustand gehört zu dieser Landschaft dazu wie die Hügel. Die würde ja auch niemand wegsprengen" argumentiert der Lehrer, der am Hohenschwangauer Gymnasium Erdkunde und Sport unterrichtet. Als Kleinod bezeichnet Nasemann den Bereich um den Bannwaldsee. Die dortigen Quellmoore seien intakte Ökosysteme, ebenso wie die Lechaue. Nach Ansicht des Alpenvereins-Vorsitzenden sollte der Wert der Landschaft in die politischen Diskussionen eingebunden werden. Bei der derzeitigen Planung zur Erneuerung des Kraftwerkes am Lechfall vermisst Nasemann diesen Aspekt.