Kaufbeuren/Ostallgäu(mab). - Die Pfarrgemeinde St. Josef in Friesenried ist eigentlich immer Standort für einen Geistlichen gewesen. Aber das wird sich ab dem 1. September ändern. Dann geht nämlich der bisherige Pfarrer Ladislav Luburic in den Ruhestand und Friesenried wird von Eggenthal mitbetreut. 'Wir können nicht mehr jede Pfarrei mit einem eigenen Pfarrer besetzen', so Dr. Christoph Goldt, Sprecher der Diözese Augsburg. 'Der Nachwuchs fehlt einfach', meint Goldt. Außerdem muss die Diözese sparen. Deshalb gilt seit dem 1. Juli das differenzierte Bewertungsystem in den Pfarrgemeinden, was dazu führt, dass Stunden zum Beispiel der Mesner oder Pfarrsekretärinnen gekürzt werden. Ab dem 1. September wird der neue Pfarrer Thomas Hatosch in Eggenthal seinen Dienst antreten. 'Er wird hauptamtlicher Pfarradministrator von St. Afra/Eggenthal und nebenamtlicher Pfarradministrator von St. Josef/Friesenried, St. Wolfgang/Blöcktach und St. Nikolaus/Bayersried', so Goldt. Dass nicht mehr grundsätzlich eine Pfarrei einen eigenen Pfarrer haben wird, sei eine Entwicklung, die künftig noch mehr der rund 1000 Pfarreien der Diözese Augsburg betreffen könnte. Welche als nächstes in Frage kämen, sagte er nicht. 'Die Priesteramtskandidatenzahl stagniert, der Nachwuchs fehlt einfach', so Goldt. Langfristig werde es in der ganzen Diözese zu 'größeren Seelsorgeeinrichtungen' kommen. Gleichzeitig wolle man die Seelsorge auf einem hohen Niveau halten. Die Pfarreien als solche sollen aber selbständig bleiben. Wie bereits berichtet, hat auch die Pfarrgemeinde in Pforzen bald keinen eigenen Geistlichen mehr, sondern wird dann von Pfarrer Böhmer in Zellerberg mitbetreut. Pforzens Bürgermeister Maximilian Haug hatte seinerzeit diese Entwicklung verurteilt. Auch in Friesenried wird die Angelegenheit bedauert: 'Ich finde es schade, dass wir keinen eigenen Pfarrer mehr haben, auf der anderen Seite waren wir froh, dass es überhaupt solange ging', meint die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gisela Brenner. Friesenried sei schon länger in dieser Hinsicht im Gespräch gewesen. 'Nun wird wohl das Ehrenamt noch mehr gefragt sein', meint sie.
Stunden gekürzt Ein weiteres großes Thema in den Pfarrgemeinden ist das differenzierte Bewertungssystem, das seit dem 1. Juli gilt. Demnach richten sich die Arbeitsstundenzahlen beispielsweise der Mesner, Kirchenmusiker oder Pfarrsekretärinnen unter anderem nach der Anzahl der Katholiken einer Gemeinde. 'Wir haben das noch nicht ganz ausgehandelt', so Stadtpfarrer Adolf Nießner von St. Martin. Wahrscheinlich müsse der Mesnerdienst um etwa 15 Stunden, die Kirchenmusik um acht Stunden und der Pfarrsekretariatsdienst um 5,5 Stunden gekürzt werden. In St. Peter und Paul müssen im Sekretariat voraussichtlich acht Stunden gekürzt werden, so Stadtpfarrer Günther Rehle. Auch in St. Ulrich werden die Öffnungszeiten im Sekretariat heruntergefahren: Jeden Tag wird morgens und nachmittags je eine halbe Stunde 'gekappt' und am Montag Nachmittag bleibt jetzt das Pfarrbüro (wie schon lange am Mittwoch) ganz geschlossen, teilt Stadtpfarrer Werner Appelt mit. Stark betroffen ist auch der Kirchenmusiker, dessen Wochenstundenzahl von 24,65 auf 13,81 gekürzt werden muss. 'Wir haben versucht, ihm andere Ersatztätigkeiten zu geben, um die finanziellen Folgen zu mildern.' Deshalb müssen die Gläubigen künftig für Musik bei Requien oder Taufen zur Kasse gebeten werden. Auch in Kaufbeurens größter Pfarrei Herz Jesu in Neugablonz (rund 8000 Katholiken) müssen unter anderem die Öffnungszeiten im Pfarrsekretariat gekürzt werden, wie der Kirchenpfleger mitteilt. 'Es geht künftig vermehrt in Richtung Ehrenamt', meint er. Auch auf dem Land sind Auswirkungen zu spüren. So werden beispielsweise in Ketterschwang zwei und in Oberostendorf vier Mesner-Stunden gekürzt.