Oberstdorfer Spitzenbergsteiger Matthias Robl will im Frühjahr auf den Mount Everest Von Peter Schwarz Oberstdorf Einen Achttausender hat Matthias Robl noch nie bezwungen. Doch jetzt will der 31-jährige Oberstdorfer ganz hoch hinaus, aufs 'Dach der Welt', den Mount Everest. Robl wird im April/Mai an einer sechsköpfigen schweizerisch-deutschen Expedition teilnehmen, die sich noch dazu eine sehr schwere Aufgabe gestellt hat. Es geht über den bergsteigerisch anspruchsvollen und wenig begangenen Nord-Grat auf den 8848 Meter hohen Himalaja-Gipfel hinauf. Ohne künstlichen Sauerstoff und ohne Träger.
Prahlerei ist nicht die Sache von Robl, obwohl er der erste Allgäuer auf dem höchsten Gipfel dieses Globus wäre. Immerhin hat der Berg- und Skiführer aber ein stattliches Tourenbuch vorzuweisen, in dem 2000 Kletter- und Eisrouten erfasst sind. Der Oberstdorfer, der sein bergsteigerisches Talent von Vater Dieter geerbt hat, kennt alle großen Wände der Alpen, den Eiger, das Matterhorn und den Ortler. 25 schwierige Erstbegehungen listet der Extremkletter auf. Auf einigen Sechstausendern und Siebentausendern in Asien hat Robl ebenfalls schon gestanden.
Und nun der Everest, den 1953 Sir Edmund Hillary und Sherpa Tensing Norgay als Erste bezwangen, mit Sauerstoff-Flaschen und über den heutigen Normalweg von Süden her. Inzwischen sind manche oben gewesen, darunter 18 Deutsche sowie Reinhold Messner, der den Riesen 1978 erstmals ohne Sauerstoff-Hilfe eroberte.
Auch ein finanzieller Kraftakt
Die hoch professionellen eidgenössischen Bergsteiger-Kameraden, mit denen Robl im Sommer im asiatischen Tien-Shan-Gebirge kraxelte und von denen er bei dieser Gelegenheit zum Everest eingeladen wurde, haben ihn gewarnt. 'Ich werde unterwegs Tote sehen', schluckt Robl. Die Graubündner Alpinisten, darunter eine Frau, haben zwar die 50 000 Dollar teure Erlaubnis der chinesischen Behörden bereits in der Tasche. Dennoch ist die risikoreiche Everest-Besteigung für Robl auch ein finanzielles Abenteuer. 30 000 Mark wird ihn die Plackerei kosten, hat er sich ausgerechnet. Und erst einen einzigen Sponsor konnte er bislang an Land ziehen: 'Da muss ich wohl mein Sparbuch plündern.'
In der eigenen Familie musste Robl doch einige Überredungskünste aufwenden. Freundin Alexandra Plattner, selbst eine gute Bergsteigerin, lässt ihn jedoch ziehen, damit sich der Lebenspartner einen 'großen Traum' erfüllen kann. Nur Mutter Barbara ist sehr besorgt.
Eine besondere konditionelle Vorbereitung hält der topfitte Robl nicht für notwendig. Nur das Material, das Extremst-Belastungen ausgesetzt ist, soll in zwei eisigen Nächten auf dem Montblanc getestet werden. Die medizinischen Vorab-Untersuchungen hat er bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Nicht verhehlen will Robl indes, dass ihm der Super-Achttausender auch Ängste einjagt. 'Den Everest habe ich noch nie in natura gesehen', schildert der 31-Jährige. Die Nordgrat-Route ist aber bei ihm längst im Kopf abgespeichert. Der Kletterer weiß genau, dass er ab 8200 Meter nicht mehr mit dem Beistand anderer rechnen darf: 'In der Todeszone ist jeder für sich allein'.