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In den Kirchen fehlen Organisten

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In den Kirchen fehlen Organisten

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    In den Kirchen fehlen Organisten
    In den Kirchen fehlen Organisten Foto: beckmann

    Baisweil/Ostallgäu | fro | BeimAZ-Leserstammtisch in Baisweil hatte Wojciech Dzierzega ein Anliegen. Seit rund einem Jahr bangt der Pfarrer um die musikalische Begleitung während seiner Messen in Baisweil. "Wir haben keinen Organisten mehr und müssen immer Aushilfen organisieren", präzisiert Kirchenpfleger Günther Schlachter. Doch damit steht die Gemeinde Baisweil nicht alleine da, denn der Sakralmusik in den Kirchen gehen die Musiker aus: "Die Nachfrage bei den Organisten ist größer als das Angebot", erklärt Richard Waldmüller, ehemals Kirchenmusiker an St. Martin in Kaufbeuren.

    Waldmüller hat während seiner Laufbahn rund 45 Organisten und Chorleiter ausgebildet, etwa 40 davon im Ostallgäu. Doch dort gibt es mehr Gemeinden als Organisten, und manchmal stehen, wie in Baisweil, zwei Pfarrkirchen in einem Gemeindegebiet. Während es in Lauchdorf einen Organist gibt, ist in Baisweil Elisabeth Paul weggezogen. Sie hatte hier einige Jahre die Orgel gespielt. Zwar hilft sie noch manchmal aus, doch das Amt des Organisten und Chorleiters ist seitdem vakant. "Wir müssen jetzt aufwändig telefonieren, um für die Sonntags- und Sonderdienste wie Beerdigungen einen Organisten zu finden. Das ist ein permanentes Organisieren", erklärt Franz Daufratshofer von der Kirchenverwaltung.

    Dabei gibt es in der Diözese Augsburg 2734 Organisten und Chorleiter (miteingerechnet einige Orgelbauer). Davon sind nur 72 Hauptberufliche - die große Mehrheit spielt nebenberuflich, ehrenamtlich oder zum Hobby auf der Orgel. Das reicht bei weitem nicht aus, denn der Bedarf ist größer, teilt das Amt für Kirchenmusik mit.

    "Organisten werden händeringend gesucht", bestätigt auch Richard Waldmüller. Die Ausbildung sei schließlich nicht einfach, die Bezahlung dagegen schon. Nicht selten spielten Organisten zweimal oder gar noch öfter sonntags in verschiedenen Kirchen. "Man muss Idealist sein und seine Freizeit vor allem am Wochenende opfern", so Waldmüller.

    Aus der Koulen-Werkstatt

    In Baisweil würde den Organisten immerhin ein renoviertes Instrument aus der Orgelbauwerkstatt Koulen erwarten, berichtet Daufratshofer stolz. Das denkmalgeschützte Instrument von 1903 kostete damals knapp 8000 Mark, besitzt zwei Manuale, Fußwerk und 22 Register mit 1248 Pfeifen. Für Richard Waldmüller klingt das Instrument, auf dem er schon gespielt hat, zwar "etwas dumpf, da der Orgel die höheren, kleineren Register fehlen". Aber immerhin biete die Orgel, wie Daufratshofer sagt, ein Klangbild, das nach der Renovierung von 2004 demjenigen der Entstehungszeit gleich sein soll. Für Orgelliebhaber sei die Koulen-Orgel deshalb ein Faszinosum.

    Kirchenpfleger Schlachter bleibt trotzdem skeptisch. "Wir sind nicht zuversichtlich, demnächst einen Organisten zu finden."

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