Altusried(raf). - Kemptener und Waltenhofener hat es schon erwischt - in Kürze blüht es wohl auch Bürgern und Firmen in Altusried: Die Erhöhung der Grund- und Gewerbesteuer. Noch hat der Gemeinderat einen Beschluss aufgeschoben, doch der Trend in jüngster Sitzung war eindeutig: Die Hebesätze sollen 'maßvoll' angehoben werden. Erhoffte Mehreinnahmen pro Jahr: rund 100000 Euro. Schwindende Einnahmen, explodierende Ausgaben: Die Finanzen Altusrieds stecken - wie die fast aller deutschen Kommunen - tief in der Krise. Weshalb Bürgermeister Heribert Kammel im Rahmen der Etatberatung überraschend jenes ungeliebte Thema aus dem Tornister zog, das den Gemeinderat zuletzt 1992 beschäftigt hatte: die Erhöhung der verstaubten Hebesätze. Bei der Gewerbesteuer wurden diese 1981, bei der Grundsteuer B gar schon 1972 angepasst.
Kammel: kein Abzocken Dabei verwahrte sich der Rathauschef gleich vorab dagegen, dass der tiefere Griff in den Geldbeutel von Landwirten, Hausbesitzern und Unternehmen ein einseitiges Abzocken sei. 'Die Leistungen der Gemeinde für Bürger und Firmen liegen inzwischen weit über dem, was aus den jetzigen Beträgen zu erwarten ist', verwies er auf die anspruchsvolle Infrastruktur Altusrieds. Deshalb sei dem Bürger eine 'angemessene Anhebung' auch durchaus verständlich zu machen. Was unter 'angemessen' zu verstehen ist und welche Steuerzahler man wie belasten solle - darüber freilich ging die Meinung der Räte auseinander. Die denkbare Bandbreite bei der Grundsteuer B reichte etwa von einem Aufschlag um zehn Prozentpunkte (Mehreinnahmen von 22000 Euro) bis zu 50 Punkte (110000 Euro). Bei der Gewerbesteuer rechnete Kämmerer Reinhold Wagner bei gleicher Abstufung mit einem Plus von 27000 bis 135000 Euro. Für vertretbar hielt das Gremium eine Anhebung im unteren Drittel. 'Das trifft etwa einen Hausbesitzer mit 30 bis 50 Euro pro Jahr', rechnete Kammel vor: 'Da wird keiner existenziell getroffen.' 'Mir wäre es am liebsten, wir würden nicht erhöhen - und wenn, dann nur gering und das bei allen', bekannte Helga Herb als Fürsprecherin des Gewerbes. Adelbert Aicher gab zu bedenken, dass bei der Gewerbesteuer von jedem zusätzlichen Euro nur rund 30 Cent bei der Gemeinde blieben. Klaus Hackler konnte sich dagegen eine Anhebung auf Landkreis-Niveau vorstellen, Georg Heberle wiederum plädierte für ein pauschales Plus von 45000 Euro: 'Das würde den Wegfall der Feuerschutzabgabe ausgleichen.' Josef Schmid schließlich verwies auf die hohen Leistungen der Gemeinde und erinnerte zudem an die langen Jahre ohne Anpassung. Sein Fazit: 'Jetzt müssen wir erhöhen, auch wenn so etwas immer eine ungute Sache ist.'