Allergiekranke Kinder werden in der Klinik Santa Maria auch psychologisch betreut. Von Andrea Kümpfbeck Hindelang-Oberjoch'Iiihhh, wie siehst Du denn aus? Ist das ansteckend, was Du da hast?' Diese Frage ist eine der häufigsten, die kleine Patienten mit der Hautkrankheit Neurodermitis gestellt bekommen und die sie deshalb nicht mehr hören können. Oft reagieren sie auf das ausgrenzende Bohren ihrer Altersgenossen, auf das Angestarrt-werden, mit Aggression. Oder mit Tränen.
Dass dies beides der falsche Weg ist, bekommen die Kinder schnell zu spüren. Ein Psychologen-Team hilft ihnen in der Klinik Santa Maria nicht nur, mit ihrer Krankheit und den Reaktionen ihrer Umwelt besser umzugehen, sondern auch ihre damit verbundenen Probleme besser zu bewältigen.
Die Klinik Santa Maria feiert seit Donnerstag ihr 50-jähriges Bestehen mit einer Tagung rund um die Rehabilitationsmaßnahmen für Kinder. Neurodermitis und das allergische Atemleiden Asthma sind die Hauptkrankheiten, mit denen die Kinder heute nach Oberjoch kommen. Vor 50 Jahren war das noch anders: Damals war Santa Maria in den Räumen der ehemaligen Polizei-Skischule ein Kur- und Erholungsheim für kränkliche Kinder. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Klinik unter Chefarzt Dr. Akos Gulyas zu dem in Deutschland einzigartigen Hochgebirgszentrum für Atopische Krankheiten.
Rund 3000 Buben und Mädchen von ein bis 21 Jahren werden jedes Jahr in Oberjoch behandelt, wo auf 1200 Metern Höhe dieselben heilsamen klimatischen Voraussetzungen herrschen wie im Schweizer Luftkurort Davos: Hausstaubmilben gibt es nicht und die Pollenbelastung liegt bei nur zehn bis 40 Prozent von der im Flachland. Die Behandlung besteht laut Dr. Gulyas vorwiegend darin, den Kindern beizubringen, wie sie ihre Erkrankung, die meist ein Leben lang bleibt, 'besser managen können'. Dazu gehört neben der richtigen Medikamentenauswahl eben die psychologische Betreuung der Kinder und ihrer Eltern, die sich oft die Schuld an der Neurodermitis oder dem Asthma geben. Was laut Dr. Gulyas allerdings erwiesenermaßen nicht stimmt: 'Denn Allergien sind körperliche Entzündungserkrankungen, keine psychisch verursachten.'
'Je stärker man eine Krankheit sieht', so Prof. Dr. Franz Petermann, Direktor des Zentrums für Rehabilitationsforschung der Universität Bremen, das eng mit Santa Maria zusammenarbeitet, 'desto stärker ist die psychische Belastung für das Kind'. Darum wird in der Patientenschulung den Kindern nicht nur ihre Krankheit genau erklärt, sondern sie werden auch 'gegen dumme Fragen geimpft'.