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Immer mehr Bauern werden depressiv

Betzigau

Immer mehr Bauern werden depressiv

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    Zunehmend härtere Bedingungen im Berufsleben fordern ihren Tribut: Immer mehr Menschen sind betroffen vom sogenannten Burnout. Darauf verwies Dr. Robert Dusch, Facharzt am Bezirkskrankenhaus Kempten, bei einer Fortbildungsveranstaltung des BBV-Kreisverbandes Oberallgäu in Betzigau. Von der Krankenschwester über den Pfarrer bis hin zum Manager bleibe kaum eine Berufsgruppe verschont.

    In der Diskussion wurde deutlich, dass Depressionen auch in der Landwirtschaft zunehmen. Die frühere Landesbäuerin Hannelore Siegel verwunderts nicht. Viele Berufskolleginnen und -kollegen würden angesichts krasser Preisschwankungen der Milch schlichtweg den Boden unter den Füssen verlieren.

    "Schützt mich mein Selbstvertrauen vor Burnout?" Diesen Titel der Gesundheitsoffensive der bayerischen Landfrauen hatte stellvertretende Kreisbäuerin Elisabeth Koch dem BKH-Psychiater gestellt. Sie sprach von einem "hochwichtigen Thema", das in der Öffentlichkeit kaum Beachtung finde.

    Viele Betroffene würden lieber dauerhaft zu Schlafmitteln greifen, anstatt in eine Psychotherapie zu gehen. "Denn dann", so Koch, "muss man den Problemen ins Auge sehen und selbst aktiv an einer Lösung mitwirken." In der Tat sei die Auseinandersetzung mit sich selbst eine schwierige Angelegenheit, bestätigte Dusch. Insbesondere Männer würden sich eher zurückziehen oder zum Alkohol greifen.

    Der BKH-Arzt definierte Burnout als einen Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit und chronischer Müdigkeit. Warnsymptome in der Anfangsphase seien pausenloses Arbeiten: "Der Beruf wird zum Lebensinhalt." Gleichzeitig würden eigene Bedürfnisse verdrängt und Sozialkontakte gemieden.

    Über den Schatten springen

    Folgeerscheinungen könnten Schlafstörungen, Depressionen, Angstzustände oder die Flucht in Alkohol sein. "Springen Sie über Ihren Schatten und sprechen Sie Betroffene darauf an", riet der Fachmann. Eine Depression sei eine schwere Krankheit und müsse behandelt werden. Zehn Prozent der Betroffenen seien suizidgefährdet.

    Elisabeth Koch plant nun ein zweitägiges Seminar für Bäuerinnen im Rahmen des psychosozialen Netzwerkes der landwirtschaftlichen Sozialversicherung. "Inhalt wird sein, wie spreche ich jemanden darauf an, der etwa von Trauer oder Depressionen betroffen ist", erläuterte die Vize-Kreisbäuerin den Landfrauen, die sich eifrig in die Interessentenliste eintrugen. (cis)

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