| hie | Seit Schuljahresbeginn gibt es an der Staatlichen Berufsschule Ostallgäu in Marktoberdorf die Möglichkeit, in einer Projektklasse "Berufsschule Plus" parallel zum Berufsabschluss die Hochschulreife zu erwerben. Schüler und Lehrer zogen am Mittwochabend eine erste Bilanz.
Sie sind 16 bis 20 Jahre jung, stehen im ersten Lehrjahr, besuchen die Berufsschule ihrer Ausbildungsrichtung und drücken zusätzlich noch jeden Mittwoch von 18.30 Uhr bis 20.45 Uhr und jeden zweiten Samstag von 8 bis 13 Uhr in der Berufsschulklasse Plus in Marktoberdorf die Schulbank. Deutsch, Mathe, Englisch und Gesellschaftswissenschaften stehen dann auf dem Stundenplan. Nach drei Jahren Berufsschule Plus werden sie zusätzlich zu ihrem Berufsabschluss eine Ergänzungsprüfung ablegen und dadurch die Hochschulreife erwerben.
Leistungsbereit und hoch motiviert
Leistungsbereit und hoch motiviert präsentierten sich einige Schüler der Modellklasse: "Ich will Ingenieur werden, ich will auf dem Weg dahin Zeit sparen und ich will früher Geld verdienen", so begründete Christian Kledwig aus Kempten seine Entscheidung für die Berufsschule Plus. "Jetzt ist es zwar anstrengend und zeitaufwändig, aber in zwei Jahren lache ich da drüber." Ein festes Berufsziel haben auch Michaela Lidl aus Kaufering und Martin Schröder aus Bernbeuren vor Augen: Sie will Betriebswirtschaftslehre, er Elektrotechnik studieren. Die drei gehören zu den 20 von ursprünglich 28 Schülern, die derzeit noch die Plus-Klasse besuchen.
Einzugsgebiet bis München und dem Bodensee
Viele dieser Schülerinnen und Schüler nehmen lange Fahrten in Kauf, um am Unterricht in Marktoberdorf teilnehmen zu können. Das Einzugsgebiet reicht von der Berufsschule München bis zur Berufsschule Lindau, von Memmingen bis nach Immenstadt. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Großteil der Schüler noch nicht volljährig ist und dementsprechend keinen Führerschein hat. Mehr als Dreiviertel der Klasse baut auf einem Realschulabschluss auf, zwei Schüler kommen vom Gymnasium, einer von der Wirtschaftsschule, einer vom M-Zweig der Hauptschule.
"Wir dürfen in dieser Klasse Schüler unterrichten, die den Willen zum Lernen mitbringen", berichteten übereinstimmend die Lehrkräfte. Auch wenn im Unterricht auf die einzelnen Schüler eingegangen wird, so müsse der Stoff doch zügig durchgenommen werden.
Gelte es doch, mit wöchentlich nur sechs Stunden Zusatzunterricht über drei Jahre annähernd das Niveau der Fachoberschule zu erreichen. "Ohne regelmäßiges Arbeiten zu Hause geht das nicht", stellte Deutschlehrerin Elke Bolg klar.
Für Rektor Remigius Kirchmaier hat Berufsschule Plus den Vorteil, dass sich die Schüler nicht mehr zwischen Berufsausbildung und FOS entscheiden müssen. Dazu komme, dass die mit der Ergänzungsprüfung erworbene Hochschulreife nicht fachgebunden ist.
Die Berufsschule Ostallgäu hatte sich für den Modellversuch beworben, da sie darin eine Chance für die Ausweitung des Bildungsangebotes sah. Als eine von zwei Schulen in Schwaben hatte sie den Zuschlag bekommen. Acht Bewerbungen für die neue Einstiegsklasse im Herbst hat Kirchmaier schon vorliegen, die ersten Zusagen wurden bereits verteilt.
Jugendliche können sich noch bis Ende dieses Schuljahres bei der Berufsschule Ostallgäu für die "Berufsschule Plus"-Klasse bewerben. Nähere Auskünfte unter Telefon 08342/89720 und im Internet: www.bsoal.de
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