Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Im Sandkasten lernten sie sich kennen

Allgäu

Im Sandkasten lernten sie sich kennen

    • |
    • |

    Benningen (stz). - Von Kindheit an kennen sich Rita Böhm und Pfarrer Xaver Wölfle. 'Schon im Sandkasten haben wir zusammen gespielt', erinnert sich Böhm, die seit 25 Jahren als Haushälterin für ihren Pfarrer kocht, wäscht und die Gartenarbeiten erledigt. 'Bis auf’ s Rasenmähen', wirft Wölfle schmunzelnd ein, 'das mache ich selber - als sportlichen Ausgleich.'Wie Rita Böhm und der katholische Pfarrer zueinander gefunden haben, lässt sich schon als Schicksal oder Berufung bezeichnen: Wölfle studierte, Böhm lernte ihren Ehemann Helmut kennen, der als Diakon in Haunstetten arbeitete, und bekam zwei Töchter. Dort hatte Pfarrer Wölfle auch seine Dekanatsweihe zum Kaplan - und traf die Freundin aus Kindertagen wieder. 'Xaver hat sich mit meinem Mann angefreundet', erzählt Böhm. 'Da war es ganz selbstverständlich, dass er bei uns wohnt.' Und so ergab sich dann alles von selbst: Als Wölfle eine eigene Pfarrei in Baindlkirch übernahm, zogen die Böhms ebenfalls mit um. Rita Böhm übernahm den Haushalt für 'ihre beiden Männer' - und ab sofort war Wölfle für die beiden Töchter als 'Onkel Xaver' ein festes Familienmitglied.

    'Bleib bei Onkel Xaver'13 Jahre später, 1994, nahm Wölfle dann die jetzige Stelle in der Pfarrei St. Peter und Paul in Benningen an. Zuerst habe sie nicht mit umziehen wollen, erinnert sich die 66-Jährige. 'Aber ich konnte ihn doch nicht im Stich lassen.' 'Bleib bei Onkel Xaver', lautete auch die einhellige Entscheidung der inzwischen verheirateten Töchter. Und so zogen Helmut und Rita Böhm zusammen mit Pfarrer Wölfle ins Benninger Pfarrhaus. Seit dem Tod ihres Mannes vor acht Jahren hat Böhm oft erfahren, wie positiv diese Art 'Lebensgemeinschaft' für ihr Leben ist. 'Man sorgt sich umeinander, ist füreinander da und muss sich auf der anderen Seite aber auch arrangieren', sagt Böhm. 'Wir bilden sozusagen eine WG', schmunzelt Wölfle. Auch er ist froh, eine solch treue Seele gefunden zu haben, denn selbstverständlich sei das schon lange nicht mehr: 'Viele Pfarrer stellen nur noch Teilzeithaushälterinnen oder Zugehfrauen ein, die nicht mehr bei ihnen wohnen.' Denn schließlich sei es nicht immer einfach, jemanden zu finden, der auch zu einem passt. Umso mehr schätze er es, dass jemand auf ihn warte, wenn er nach Hause komme. 'Jemanden zum Reden oder Herz ausschütten zu haben ist für mich sehr wichtig.' Da er fünf Gemeinden zu betreuen hat, ist Wölfle sehr viel unterwegs. 'Da ist es gut, wenn im Pfarrhaus jemand da ist, der sich um die Belange der Menschen kümmern kann. Mit Rita habe ich eine zuverlässige Anprechpartnerin.' Außerdem sei sie eine 'ganz besondere Pfarrhausfrau', sagt Wölfle. Denn von Anfang an habe sie ihre Arbeit als reinen 'Freundschaftsdienst' gesehen, 'bis heute habe ich kein vertraglich geregeltes Angestelltenverhältnis als Pfarrhaushälterin', erklärt sie. Doch Rita Böhm und Pfarrer Wölfle teilen nicht nur den Alltag, sondern auch ihre Vorliebe für Kärnten und Südtirol. Und so fahren sie schon viele Jahre gemeinsam in den Urlaub. 'Wir waren sogar schon zu zehnt mit den Familien meiner Töchter unterwegs', erzählt Böhm. Und auch für die vier Enkeltöchter ist der Pfarrer nicht mehr wegzudenken - als 'Onkel' oder 'Ersatzopi', wie Wölfle erzählt. Doch im Juni dieses Jahres ging es dann für Rita Böhm weiter in den Süden, nämlich nach Griechenland: 'Die Reise hat Xaver mir zu meinem Jubiläum geschenkt.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden