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Im Quelle-Haus gehen die Lichter aus

Kempten

Im Quelle-Haus gehen die Lichter aus

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    Im Quelle-Haus gehen die Lichter aus
    Im Quelle-Haus gehen die Lichter aus Foto: hermann ernst

    Im Quelle-Haus am Freudenberg gehen die Lichter aus: Samstag in einer Woche schließt die Filiale der insolventen Billigkaufhauskette Woolworth. Und auch das Quelle Technik Center im Kellergeschoss wird es nicht mehr lange geben. Wie bekannt wurde, soll dort spätestens Ende des Jahres Schluss sein. Damit droht nun ein neuer Leerstand in direkter Nähe von Zentralhaus, ehemaligem Sinn-Leffers-Gebäude und Illerkauf.

    Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her, dass die beiden Unternehmen Woolworth und Quelle in Kempten ein "Pilotprojekt" gefeiert hatten. Nach der Neuausrichtung von Quelle auf das Technikangebot war der Standort am Freudenberg nämlich zunächst zu groß gewesen. Also nahm das Technik Center das Kaufhaus Woolworth ins Boot. Seither belegte Quelle im Kellergeschoss 750 Quadratmeter Verkaufsfläche und Woolworth 1400 Quadratmeter im Erd- und ersten Obergeschoss. Zwischenzeitlich waren dort bis zu 60 Mitarbeiter beschäftigt. Nach vier Jahren ist von der anfänglichen Euphorie nicht mehr viel geblieben. Bei Woolworth läuft nach der Pleite des Konzerns seit Wochen der Ausverkauf der Ware.

    Trostlos sehen die großteils leeren Regale aus, hier und da baumeln einsam Kleiderbügel an längst abgeräumten Stangen und Ständern. Zwischendrin die Beschäftigten, die zu Schleuderpreisen das verkaufen, was von ihrem Arbeitsplatz noch übrig ist. 2,49 Euro für ein komplettes Set Babykleidung - "umtauschen können Sies halt nicht mehr, wir machen nächste Woche zu", sagt die Frau hinter der Kasse. Nebenan gibt es 20 Prozent Rabatt aufs Spielzeug, wieder ein Stück weiter liegen verbilligte Handtücher gleich stapelweise. Die Schilder verkünden es - "alles muss raus".

    Rettung aber noch möglich

    Ramona Otto war bis vor kurzem eine der Verkäuferinnen bei Woolworth. Vor wenigen Tagen fand die Dietmannsriederin einen neuen Job - sie sei damit eine von wenigen aus dem zuletzt etwa 20-köpfigen Woolworth-Team. Die meisten, berichtet sie, stehen vor der Arbeitslosigkeit. Dazu komme das lange Hin und Her um den endgültigen Schließungstermin und das ständige Hoffen auf eine Rettung der Arbeitsplätze in letzter Sekunde.

    Diese, so sagt Micha Guttmann, Pressesprecher des Woolworth-Insolvenzverwalters Ottmar Hermann, ist auch durchaus möglich. Denn es werde weiter mit verschiedenen Ketten über die Übernahme von Filialen verhandelt. Ob es für Kempten einen Interessenten gibt, dazu will sich Guttmann nicht äußern. Nachfrage also beim Textildiscounter NKD, der 23 Woolworth-Läden übernehmen wird.

    Kempten, so NKD-Sprecher Timm Rogler, gehöre nicht dazu. Bei Schlecker, ebenfalls Übernahmekandidat, will man zu den einzelnen Standorten noch gar nichts sagen.

    Doch nicht nur bei Woolworth läuft der Ausverkauf - auch im Quelle Technik Center ist bald alles vorbei. 109 Technik Center gibt es in Deutschland, kein einziges wird nach den Plänen des Arcandor-Insolvenzverwalters erhalten bleiben. "Wie lange wir hier genau noch offen haben, wissen wir selbst nicht", zuckt einer der Kemptener Quelle-Mitarbeiter mit den Schultern.

    Und wie geht es mit der Immobilie weiter? Wem das Haus gehört, dazu will vor Ort niemand etwas sagen. Das Gebäude war 1965 erbaut und in den 90er Jahren von Quelle teils an die Firma Storg vermietet worden. 2002 sanierte Quelle das Haus für 2,5 Millionen Euro - das Technik Center und Woolworth waren später Mieter. Zwar wurden in den Jahren 2005 und 2006 die meisten Karstadt/Quelle-Immobilien an die Investmentfirmen Dawnay Day (Eigentümer des Sinn-Leffers-Gebäudes) und "Highstreet" (unter anderem Deutsche Bank) verkauft, das Kemptener Quelle-Haus war aber wohl nicht darunter.

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