Wegen dem Hergatzer Schuldenberg wurde die Kommunalaufsicht in den Gemeinderat eingeladen Hergatz (sza). Was tun gegen den Schuldenberg? In Hergatz wusste man sich keinen anderen Rat als Hilfe vom Landratsamt zu holen. Die Idee stammt vom Gemeinderat Elmar Karg. Zwar berate die dortige Kommunalaufsicht die Gemeinden, erklärte ihr Leiter Tobias Walch der Heimatzeitung. Doch vor Ort in den Gemeinderat komme sie 'eher selten'. Doch in Hergatz ist die Not groß.
Heuer gibt die Gemeinde eine halbe Million Euro mehr für den laufenden Betrieb aus als sie daraus einnimmt. Und vor zwei Wochen musste die Gemeinde ihren Kassenkredit fast verdoppeln, weil sonst Löhne und Gehälter nicht hätten gezahlt werden können. Der Verkauf der Bauplätze in Maria-Thann ist entscheidend, um zumindest noch einigermaßen über die Runden zu kommen. 860000 Euro an Einnahmen sind für heuer eingeplant. Zuviel, glaubt Walch: 'Wenn man´s realistisch sieht, ist vielleicht mit der Hälfte zu rechnen.' Viel mehr Tafelsilber hat die Gemeinde nicht mehr, mit dem sie sich in den nächsten Jahren über Wasser halten könnte. Also müssen grundsätzliche Veränderungen her. Das Prinzip ist so einfach gesagt wie schwer umgesetzt: weniger Ausgaben und mehr Einnahmen. Zum Thema Ausgaben regte Walch an, sich auf die vorgeschriebenen Pflichtaufgaben zu konzentrieren, freiwillige Leistungen zurückzufahren und klare Prioritäten zu setzen. Bei den Einnahmen sollten diejenigen Einrichtungen, die sich laut Gesetz selbst tragen müssen, auch tatsächlich keine roten Zahlen schreiben. Hergatz zahlt bislang sowohl beim Friedhof als auch bei der Wasserversorgung drauf. Für Bürgermeister Horst Martin steht der Hergatzer Haushalt im Vergleich zu anderen Kommunen sehr maßvoll da. Große Spielräume sieht er hier nicht mehr. Höchstens 150000 Euro ließen sich rausholen, wenn das Gemeinschaftsleben so richtig in den finanziellen Schwitzkasten genommen würde, also unter anderem keine Zuschüsse an Vereine gezahlt und die Hallenkosten massiv gedrückt werden würden. Das sieht Walch anders: 'Es gibt schon Handlungsspielräume, die die Gemeinde hat und die sie auch nutzen muss', sagte er gegenüber unserer Zeitung. Welche genau das sein sollen, darüber hüllte sich Walch in Schweigen - sehr zur Enttäuschung einiger Räte. Die Verantwortung liege beim Gemeinderat, so Walch. Der sei dafür gewählt und dessen Aufgabe sei es auch zu gewichten und Schwerpunkte zu setzen. Die Hergatzer Schuldenkrise wird dadurch verschärft, dass nicht nur der Schuldenberg von über zwei Millionen Euro abgetragen werden muss. In den nächsten Jahren stehen eine ganze Reihe teurer Investitionen an: Ein neuer Feuerwehrwagen, die Sanierung der Bahnübergänge und die marode Wasserversorgung von Wohmbrechts. Nicht jede gesetzlich vorgeschriebene Leistung der Gemeinde müsse bei Geldmangel hundertprozentig erfüllt werden, zeigt Walch Schlupflöcher auf. Es gebe aber Bereiche, da gebe es keine Abstriche - zum Beispiel bei der Wasserversorgung. 'Das ist ein Punkt, wo´s ganz besonders brennt', meinte Walch zu Wohmbrechts. Und wenn hier nicht bald klar Schiff gemacht werde, 'muss die Kommunalaufsicht repressiv eingreifen', sagte Walch. Denn Nachlässigkeit oder Untätigkeit könnten hier strafrechtliche Folgen für die Gemeinde haben.