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"Im besten Sinne Beispiel gebend"

Kempten

"Im besten Sinne Beispiel gebend"

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    "Im besten Sinne Beispiel gebend"
    "Im besten Sinne Beispiel gebend" Foto: ru

    Für Natalie Bauer und Sonja Winkle ist es eine ganz normale Sache. Wenn andere Hilfe brauchen, sind die beiden 17-Jährigen zur Stelle. "So sind wir erzogen worden", sagen die Schülerinnen des Carl-von-Linde-Gymnasiums. Seit Oktober 2008 helfen sie zwei thailändischen Mädchen beim Deutschlernen (wir berichteten). Und zwar so, "dass beide mittlerweile richtig gut mit unserer Sprache umgehen können", lobte Fernsehrichter Alexander Hold im Rahmen eines Festakts: Vor rund 100 Vertretern des öffentlichen Lebens erhielten die beiden Sprach- und Kulturpatinnen von "Ikarus Thingers" den Jugendförderpreis 2010, ausgelobt und übergeben vom Rotary Club Kempten-Residenz.

    Präsident Dr. Wolf-Dieter Schwarz-Gewallig brachte es auf den Punkt. Der mit 2000 Euro dotierte Preis sei Natalie und Sonja zuerkannt worden, weil sie Migranten "eine neue Heimat sozial und sprachlich erschlossen haben".

    Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer bezeugte seine "Hochachtung vor der Leistung der beiden Gymnasiastinnen". Er war sich mit Hold einig: "Natalie und Sonja sind im besten Sinne Beispiel gebend." Und der Fernsehrichter setzte noch eins drauf: "Kann es ein schöneres Beispiel von Integration geben, als dass aus Sprachhilfe Freundschaft zwischen den thailändischen und deutschen Mädchen geworden ist?" Hold betonte, dass bei den Rotariern die Idee von Freundschaft, Redlichkeit und sozialer Hilfsbereitschaft vorherrsche. Letzteres sei so wichtig, weil Staat und Kommunen nicht mehr allein für ein lebenswertes Umfeld sorgen könnten.

    "Vorbildliches Elternhaus"

    Durch ihr Engagement hätten Natalie und Sonja mit der Sprachbarriere auch die Isolation der Thailänderinnen beseitigt. Hold hob die kulturelle Integrationsarbeit vom Verein Ikarus Thingers hervor, aber auch das "vorbildliche Elternhaus" der ausgezeichneten Mädchen.

    Wie Festrednerin Dr. Beate Merk meinte, hätten Jugendliche meist weniger Scheu, mit zunächst Fremden Kontakt aufzunehmen. Natalie und Sonja seien über ihre täglichen Pflichten hinaus auf Außenstehende zugegangen, hätten ihnen durch Verbesserung der Sprachkompetenz Teilhabe an der Gesellschaft vermittelt und somit der Menschenwürde ihren nötigen Platz verschafft. Was passiert, wenn Teilhabe nicht gelingt, ist für die Bayerische Justizministerin etwa an den U-Bahn-Gewaltexzessen abzulesen.

    Sprache sieht Merk als Schlüsselqualifikation. Daher müsse jeder Migrant die Sprache seiner neuen Heimat erlernen, ohne dabei die eigene Kultur aufzugeben. "Es geht bei der Integration nicht ums Auslöschen einer Identität, sondern um ein Nebeneinander, ein gutes Miteinander und im Idealfall um ein Zueinander-Hinfinden. Genau Letzteres haben Natalie und Sonja erreicht", betonte Merk unter Beifall.

    Viel Applaus gab es auch für die Auftritte des Mädchenchor-Ensembles aus Altusried. (mr)

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