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Im Beinhaus Geschichte mit allen Sinnen erleben

Kempten

Im Beinhaus Geschichte mit allen Sinnen erleben

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    Im Beinhaus Geschichte mit allen Sinnen erleben
    Im Beinhaus Geschichte mit allen Sinnen erleben Foto: beckmann

    Die Besucher gelangen über eine schmale Treppe in den Untergrund. Nach einem Vorraum treten sie in das Gewölbe mit dicken Mauern, die von der Rückseite her beleuchtet werden. Als die kleine Gruppe komplett versammelt ist, wird es dunkel. Plötzlich sind Geräusche zu hören: eine Tür, die mit einem schweren Schlüssel aufgeschlossen wird, schlurfende Schritte. Dann zeigen sich an Wänden, Decke und Boden Bilder aus längst vergangener Zeit, dem Mittelalter.

    So ähnlich könnte es sich abspielen, wenn auf dem St. Mang-Platz ein unterirdischer Schauraum entsteht. Dort, wo die Archäologen die Fundamente der Erasmuskapelle ausgegraben haben und früher das Beinhaus war. "Hier können wir die Geschichte des Ortes und der ganzen Stadt direkt und mit allen Sinnen erlebbar machen", erläuterte jetzt Kulturamtsleiter Dr. Gerhard Weber den Stadträten. In der gemeinsamen Sitzung von Bau- und Kulturausschuss wurden zwei Alternativen für die Ausgrabungen vorgestellt: Zuschütten oder Ausstellungsraum.

    Zuschütten: Wie Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann erläuterte, wäre die "billige" Lösung das Verfüllen der Grabungsstätte. Nachdem die Mauern der Kapelle konserviert sind, müssten sie mit einer Textilfolie überzogen werden. Danach würden die Zwischenräume aufgefüllt. Außerdem müsse die Stelle mit einer Betonplatte gegen Wassereinbrüche abgedichtet werden. Gesamtkosten: 350000 Euro.

    Schauraum: Wie der unterirdische Schauraum aussehen könnte, erklärte Lydia Lehner vom Architekturbüro "A2" aus Regensburg. Wie berichtet, hatten die Stadträte eine ähnliche Lösung auf dem dortigen Neupfarrplatz besichtigt, die ebenfalls von A2 erarbeitet worden war. Nach Ansicht der Architektin eigne sich der Kapellenraum hervorragend, "um den Wandel in der Stadtgeschichte vor Ort nachvollziehbar zu machen".

    Der Zugang zu dem Schauraum soll über eine Treppenanlage erfolgen, die als Bau in Form einer Käseecke in Nord-Süd-Richtung am Rand des Platzes liegen würde: 3,80 Meter an der höchsten Stelle und 1,60 Meter breit. Damit, so Lehner, bleibe der Eingriff in die Umgebung möglichst gering und der St. Mang-Platz werde nicht in seiner Nutzung eingeschränkt. Auf der Westseite soll der Boule-Platz unterkommen, der Ostteil bleibt weitgehend frei.

    Die Treppe führt zu dem unterirdischen Schauraum, der über Leuchten hinter den historischen Mauerkronen indirekt erhellt wird. Gegenüber des Eingangs soll eine Vitrine Mauerreste und einige Funde zeigen. Weitere Fundstücke sind an den Wänden vorgesehen.

    "Die Steine zum Reden bringen", so Weber, sollen dann 15 Szenen aus der Geschichte des St. Mang-Platzes, die über bewegte Bilder untermalt von Geräuschen, Musik und Erzählstimmen als Präsentation eingespielt werden. Die gesamten Kosten für den Schauraum samt Medienkonzept betragen 1,4 Millionen Euro. Hinzu kommen jährliche Unterhaltskosten (Strom, Reinigung, Wartung) von rund 10000 Euro.

    Eine Bürgerinformation erfolgt am Dienstag, 17. Februar, um 19 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum.

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