Chefwechsel: Litzka löst Vergho ab Präsident Jagoda lobt und fordert das Allgäu Kempten (elm). Dass ein Arbeitsamts-Direktorenposten ohne Leerzeit sofort wieder besetzt wird, hat auch Bernhard Jagoda, Präsident der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg noch nicht erlebt. In Kempten klappt so etwas: Dietrich Vergho hatte vorgestern einen Tag nach seinem 65. Geburtstag und nach 20 Jahren als Chef des Arbeitsamts seinen letzten Arbeitstag. Sein Nachfolger Peter Litzka, im Allgäu kein Unbekannter, ist ab heute im Dienst.
Arbeitsamtsdirektoren treten mit Ausnahme der allmonatlichen Bestandsaufnahme auf dem regionalen Arbeitsmarkt nicht häufig öffentlich in Erscheinung. Dennoch besitzen sie laut Jagoda und dem bayerischen Landesarbeitsamts-Präsidenten Dr. Richard Wanka entscheidende Bedeutung für die Bevölkerung als 'Regionalmanager des Glücks der Menschen', wie es Jagoda formulierte.
So habe Vergho in 20 Jahren an der Spitze der heute 400 Mitarbeiter starken Kemptener Behörde (und zehn Jahre zuvor in gleicher Position in Pfarrkirchen) eines nie vergessen: Dass Menschen hinter der Statistik stecken aktuell 8700 Arbeitslosen bei einer Quote von 3,7 Prozent; und dass Arbeitslosigkeit ein 'Individualschmerz' sei, der mit der Quote nicht abnehme. Vergho selbst erinnerte an prägende Ereignisse seienr Amtszeit von der Wiedervereinigung mit Tausenden von Übersiedlern ins Allgäu bis hin zum Pfingsthochwasser 1999, das die Kemptener Behörde beinahe funktionsunfähig gemacht hatte.
Peter Litzka, 48 Jahre alt und gebürtiger Pforzheimer, kennt das Allgäu: Von 1982 bis 1991 leitete er die Leistungsabteilung beim Nachbar-Arbeitsamt Memmingen und hat seinen Wohnsitz dort seither nicht aufgegeben. Die neun Jahre dazwischen verbrachte der gelernte Jurist als Referatsleiter im Landesarbeitsamt und der Hauptstelle der Bundesanstalt. Seine erste große Aufgabe hier: Das unter Vergho auch im Allgäu begonnene Projekt 'Arbeitsamt 2000' zügig durchzuziehen. Den Kern des Projekts erklärte Jagoda: Die Menschen würden künftig ihren Arbeitsplatz häufiger wechseln also bräuchten sie mehr Beratung, mehr Service, mehr Kundennähe: Dazu sollen die einzelnen Geschäftsstellen mehr Kompetenz erhalten und auf Kosten der Hauptämter gestärkt werden.
Litzka bescheinigte der Präsident Neigung zu unkonventionellen Lösungen und 'mutiger Rechtsauslegung'. Das möge er auch als Chef im Allgäu beibehalten. Den rund hundert Vertretern von Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden rief Jagoda bei der Chefwechsel-Feier zu: 'Bleiben Sie so, wie Sie sind.' Denn im Allgäu habe man die richtige Strukturpolitik gemacht und die Wirtschaft funktioniere aus eigener Kraft. Aber gerade in einer solchen Region müsse es möglich sein, schwer vermittelbare Gruppen wie Behinderte oder ältere Arbeitnehmer stärker unter zu bringen als bisher geschehen.