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Im Allgäu stehen immer mehr Ställe leer

Landwirtschaft

Im Allgäu stehen immer mehr Ställe leer

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    Im Allgäu stehen immer mehr Ställe leer
    Im Allgäu stehen immer mehr Ställe leer Foto: Matthias Becker

    Immer weniger Landwirte betreiben im Allgäu Milchviehbetriebe. Auch die Zahl der Milchkühe geht zurück. Das belegen die Statistiken der Landwirtschaftsämter in Kempten, Mindelheim und Kaufbeuren. Die Zahl der Betriebe ist im Allgäu von 8.322 (im Jahr 2005) auf 6.479 (2015) gesunken.

    Immer weniger Landwirte betreiben im Allgäu Milchviehbetriebe. Auch die Zahl der Milchkühe geht zurück. Das belegen die Statistiken der Landwirtschaftsämter in Kempten, Mindelheim und Kaufbeuren. Die Zahl der Betriebe ist im Allgäu von 8322 (im Jahr 2005) auf 6479 (2015) gesunken. Ursache ist nicht nur die kritische wirtschaftliche Situation, die durch den aktuellen Milchpreis-Verfall noch verschärft wird. Viele Landwirte tun sich schwer, einen Nachfolger für ihre Betriebe zu finden.

    Dazu gehört auch Josef Kiechle. Der 65-Jährige hat zwar fünf Söhne – aber keiner wollte die Nachfolge antreten. Sein Bauernhof, der zwischen dem Oberallgäuer Kimratshofen und Legau liegt, wird zur Baustelle. Wo jetzt noch der Stall steht, soll demnächst ein Mehrgenerationenhaus gebaut werden. 1980 übernahm Kiechle den Hof von seinem Vater. 'Mein Herzblut hängt immer noch dran', sagt er. Dafür freut er sich aber, jetzt mehr Zeit für seine Hobbys wie Mountainbiken zu haben.

    Es gibt weniger Kühe, trotzdem wird mehr Milch erzeugt

    Diskussionen um den Milchpreis hat er in all den Jahren genug mitbekommen. Kiechle hatte einen Milchviehbetrieb mit knapp 50 Kühen, ehe er vor einem Jahr die Landwirtschaft aufgab. 'Mir geht das immer noch nahe. Die betroffenen Kollegen tun mir richtig leid', bedauert der Bauer im Ruhestand. Auf das Reizthema angesprochen, vertritt er eine klare Meinung. Er erwarte, dass die Politik beim Milchpreis die Initiative ergreift. Die Menge müsse reduziert werden. Die Verbraucher treffe eigentlich keine Schuld.

    Allerdings vermisst Kiechle seinen Namensvetter: 'Der ehemalige Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (von 1983 bis 1993, Anm. d. Red) hat damals die Problematik der Milchpolitik erkannt. Er war auch immer einer, der an die heimischen Bauern dachte.' An die Treffen mit dem Vater des jetzigen Kemptener Oberbürgermeisters Thomas Kiechle, mit denen er übrigens nicht verwandt ist, erinnert er sich gerne zurück.

    Im Gegensatz zu den rückläufigen Zahlen von Betrieben und Kühen ging die Menge an erzeugter Milch im Allgäu im Zeitraum von 2005 bis 2014 stetig nach oben. Der Grund: Die Kühe werden immer mehr auf Leistung getrimmt. Gab eine Milchkuh in den 50er Jahren 640 Liter im Jahr, so kann sie heute 5000 bis 10 000 Liter geben. Das liegt zum einen am Hochleistungsfutter, zum anderen an der Züchtung.

    Die Arbeit für die Landwirte wird trotz sinkender Zahl an Kühen aber nicht weniger. Wo Höfe aufgegeben werden, vergrößern oft die Nachbarn ihren Betrieb. Monika Mayer kennt als Oberallgäuer Kreisbäuerin die Sorgen der Bauern. Dass es immer weniger Höfe gibt, könne aber auch noch andere Gründe haben. Nicht immer sei die wirtschaftliche Lage entscheidend. 'In vielen Betrieben stellt sich einfach die Frage: Gibt es einen Nachfolger oder nicht?', sagt Mayer, die mit ihrem Mann in Altusried einen Bio-Hof betreibt. 'Wenn ich mich für die Landwirtschaft entscheide, wähle ich eine Lebensart.'

    Was der 51-Jährigen grundsätzlich Sorgen macht, ist die Zukunft des Dorflebens. 'Viele Bauern sind in der Feuerwehr oder in anderen Vereinen. Weil sie von zu Hause viel Verantwortung mitbringen und seit Generationen in den Orten verwurzelt sind', sagt Mayer. Fällt diese Verbindung weg, stünden die Orte und Dörfer vor einer gewaltigen Herausforderung.

    Bei den Treffen der Oberallgäuer Landwirte ist trotz Nachfolgeproblematik momentan der Milchpreis das beherrschende Thema. Die Situation sei extrem angespannt. Die Liquiditätshilfen in Höhe von 100 Millionen Euro, die beim Milchgipfel am vergangenen Montag beschlossen wurden, hält Mayer für richtig.

    Aber es müssten langfristige Lösungen her. Wobei sich die 51-Jährige bewusst ist: 'Es gibt beim Thema Milchpreis nicht die eine Lösung, weil das Thema sehr komplex ist und weltweite Bedeutung hat.'

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